176
Olbers an Gauss. Bremen, 1822 März 19.
No. 445.
Olbers an Gauss.
[239
Bremen, 1822 März 19.
Unsere letzten Briefe haben sich gekreuzt. Wie sehr ich Ihnen
für den Ihrigen verbunden bin, kann ich Ihnen nicht genug sagen. Er
ist mir äusserst lehrreich, äusserst interessant gewesen und giebt mir
zugleich die frohe Hoffnung, dass Sie in der Folge Ihrer Messungen
auch Bremen mit in Ihre Dreiecke aufnehmen werden. Ueber Verden
habe ich Senator Gildemeister gleich befragt; was er mir antwortete,
enthält die Beilage. 1 ) Nachher hat aber unser Wasserbau-Inspektor
Blohm sich ganz bestimmt erklärt: der Johannisthurm sehe allerdings
in der Ferne so aus, wie ihn Ihre Zeichnung darstellt, und an schick
lichem Raum, mit dem 12zölligen Theodolithen dort zu operiren, könne
es auf diesem Thurm nicht fehlen. Man habe schon das Projekt ge
habt, auf der Plattform des Thurmes statt der kleinen Spitze eine
Windmühle zu setzen, weil Verden einer solchen bedürfe, die Ausführ
barkeit sei erwiesen und schon der Anschlag gemacht worden. Nach
her hätten aber Bedenklichkeiten über Feuers- und Gewittergefahr die
Ausführung verhindert.
Wie nahe wird Sie denn Ihre Rekognoscirungs-Reise unserem
Bremen bringen, lieber Gauss? Ist gar keine Hoffnung, dass Sie sich
ein paar Tage bei Ihrem alten Freunde ausruhen werden? Und, wenn
nicht jetzt, vielleicht in der Folge des Sommers?
Die geographische Lage von Bremen, oder vielmehr des Ansg[ariusJ-
Thurmes scheint jetzt, sehr gut bestimmt. FjS ist nämlich:
Nach Gildemeister’s und meinen astron.
Beobb
Nach der Verbindung mit Lilienthal, die
Länge von Lilienthal 26 m 18 s ange
nommen
Nach Epailly’s Dreiecken und seiner
Rechnung
Länge von
Paris
25 m 52 s ,3
25 51,5
25 53,0
Breite
53° 4' 50"
53 4 45,3
Nach Ihrer Berechnung in Beziehung
auf Göttingen 25 52,8 53 4 49,3
Die Länge meiner Wohnung, die ich bisher 25 m 53 s2 ) von Paris
setzte, wird also künftig richtiger 25 m 54 s anzunehmen sein.
*) Die Beilage ist unter den Originalbriefen nicht mehr vorhanden. Krm.
2 ) 25 m 53 s ,5 nach Brief No. 400. Vergl. hierzu Ergänzungsband zu W. Olbers'
Werken, S. 5 ff. und Bd. I No. 177. Krm.