Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1822 März 25. 
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Beob. des Thurmes quaest. (der an zwei verschiedenen Tagen auf die 
Minute übereinstimmend geschnitten ist). Der Domthurm ist in Merian’s 
Topographie auch ungefähr so gezeichnet; allein da dieser nach Zach’s 
Reise p[raeter] [projpter 1500 Fuss südlich vom Johannisthurm liegen 
soll, so wäre dessen berechnetes Azimuth noch kleiner (ich zähle die 
Azimuthe immer von Süden an nach Westen etc.). Diese Ungewissheiten 
werden sich wohl ohne genauere Messungen an Ort und Stelle nicht 
aufklären lassen. 
Ich finde nun unter Müller’s Beobb. auf dem Brelinger Berge 
noch einen entfernten Nadelthurm, dessen beobachtete Richtung auf die 
Minute mit dem berechneten Azimuthe von Bücken übereinstimmt, ich 
hatte aber gemeint mich zu erinnern, dass Bücken einen stumpf- 
pyramidalen Thurm habe. Ist jener Bücken gewesen, so kann der 
andere, dessen ich in meinem letzten Briefe erwähnte, nicht Asendorf 
gewesen sein; vielleicht war es Balge. Sollte Hr. Senator Gildemeister 
Data besitzen, die Lage von Balge gegen Asendorf zu berechnen, so 
würde ich diese, wie jede andere ähnliche Mittheilung mit vielem Danke 
erkennen. 
Die Abholung des Zenith-Sektors im Herbst hatte bloss zum Zweck, 
ihn während des Winters, ohne etwas zu übereilen, aufzustellen und 
mich mit dem Instrument bekannt zu machen. Die wenigen bisher 
damit gemachten Beobb. sind daher nur erst als Versuche anzusehen 
und haben eigentlich noch gar keinen Werth; die Sterne, auf die es 
eigentlich ankommt, sind jetzt unsichtbar. Wie sehr mich verlangt, 
Sie, theuerster Olbers, nach fast 3 Jahren einmal wieder zu umarmen, 
brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Während der eigentlichen Messungs 
operationen im bevorstehenden Sommer habe ich aber um so geringere 
Hoffnung, einmal nach Bremen kommen zu können, da eigentlich die 
ganze Arbeit auf mir allein ruht, und ich während jeder reläche alle 
meine Gehlilfen feiern lassen müsste. Wie nahe eine Rekognoscirungs- 
reise mich Bremen führen würde, lässt sich noch nicht bestimmen; ist 
es möglich, so muss die Verbindung östlich von der Linie durch Bre 
linger Berg, Falkenberg, Wilsede vielleicht in den Gegenden von Ebs 
torf, Uelzen, Eschede etc. gesucht werden. Ist dies aber unmöglich, so 
würde es freilich westlich versucht werden müssen (obwohl es Epailly 
weder auf der einen, noch auf der anderen ausführbar fand). Gerade 
in dieser Beziehung sind mir alle jene Gegenden betreffenden Notizen 
und Zahlen im voraus schätzbar. Einer freilich nicht ganz zuver 
lässigen Nachricht zu Folge soll Epailly auf dem Berge bei Wilsede 
ausser Apensen, Littensen, Hamburg, Lüneburg und Falkenberg auch 
einen Signalthurm bei dem Haidkrnge hei Verden observirt haben; ich 
finde aber in dem Netz nichts, was sich darauf bezieht. Sollte viel-
	        
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