Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1822 August 30. 
und ich hoffe, diese lieben Gäste noch eine Zeit lang hier zu be 
halten. 
Die Antwort nach Amerika hätte gern noch ein paar Monate Zeit; 
aber in den Wintermonaten giebt es selten eine Schiffsgelegenheit, und 
es dürfte dann der Brief bis zum nächsten Frühjahr Zurückbleiben 
müssen. — Nun habe ich Ihnen zwei Vorschläge zu thun: Entweder 
ich entschuldige Sie mit Ihrer Arbeit und danke in Ihrem Namen, 
denn auch ich habe noch nicht geantwortet, weil ich Ihren Brief zu 
gleich besorgen wollte. — Oder Sie geben mir die Erlaubniss, das für 
Sie bestimmte Packetchen zu erbrechen, und ich schicke Ihnen den Brief 
unter Einschluss nach Bergen, das Diplom aber gelegentlich nach 
Göttingen. Mir scheint das letztere am besten. 
Der am 13. Juli von Pons, am 16. von Gambart und am 20. von 
Bouvard in der Cassiopeja und dem Cepheus entdeckte Komet 1 ) ist 
am 20. Aug. in den Bereich der Aussicht aus meinem Beobachtungs 
zimmer gekommen, und ich fand ihn zwischen £ und y Draconis in 
einer Lichtstärke, die ihn, wenn man seinen Ort genau kannte, in 
heiterer mondloser Nacht selbst mit blossen Augen erkennen liess. Bis 
zum 25. Aug. habe ich ihn aber nicht beobachtet, weil er auch noch nach 
Mitternacht für mein Fernrohr zu hoch stand, und ich es als sehr un- 
nöthig ansah, einen grösseren Theil meiner Nachtruhe aufzuopfern, da 
dieser Komet gewiss schon an vielen Orten beobachtet wird. Ich be 
gnügte mich also mit einer blossen Schätzung. Am 25. Aug. verglich 
ich ihn mit einem Stern 9. und am 26. Aug. mit einem schönen Stern 
7. Grösse, die aber leider beide in der Hist. Cel. nicht zu finden waren. 
Erst am 27. und 29. habe ich ihn ordentlich beobachten können. 
Aug. 20. 
21. 
24. 
27. 
29. 
Hl Nördl. Dekl. 
9 h 267° 45' 
ll h 265 58 
H h 261 26 
13 h2 )15 m 31 8 M.Z. . . 257° 57' 42" 
11 54 40 ... . 255 58 3 
Schätzung 
55°21' 
53 43 
49 4 
43° 50'32" N. D. 
40 22 35 
Am 27. gab es einen angenehmen Anblick, den Kometen zugleich 
mit dem schönen Nebelfleck zwischen den Beinen des Hercules No. 92 
d. Conn. d, tems 1784 im Fernrohr zu sehen. Beide waren einander 
sehr ähnlich, aber der Komet grösser und lichtstärker, sein Kern heller 
und bestimmter. Der Komet ist wegen seines hellen, deutlichen, ob 
gleich verwaschenen Kerns gut zu beobachten und hat einen kleinen * 2 
9 Verg-l. Anmerkung 1 auf S. 202. Krm. 
2 ) In Olbers Bd. 1 No. 76 findet sich 12^. Krm.
	        
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