Gauss an Olbers. Bergen. 1822 September 4.
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ungemein blassen Schweif. — Er entfernt sich zwar jetzt schon wieder
ziemlich schnell von der Erde, aber da er wahrscheinlich seine Sonnen
nähe noch nicht passirt hat, so wird sich seine Lichtstärke noch ziem
lich erhalten, und wir werden ihn hoffentlich bis zum Okt. verfolgen
können.
Dass Delambre gestorben ist, werden Sie längst wissen. Der
3. Band seiner Hist, de VAstr. moderne wird noch herauskommen.
Sollten Sie vielleicht den Kometen schon länger observirt haben
oder jetzt observiren, so würden Sie mich durch Mittheilung Ihrer Beobb.
sehr verpflichten.
Meine Haus-Gesellschaft nöthigt mich, diesen Brief zu schliessen,
da ich mit derselben auszufahren im Begriff bin. Leben Sie wohl, mein
theurer Gauss!
no. 458. Gauss au Olbers. 1 ) [213
Bergen, 1822 September 4.
Beeilt herzlichen Dank für Ihren lieben Brief vom 30. Aug., welchen
ich so eben erhalten habe. Von meinem hiesigen Aufenthalt lässt sich
nun endlich doch das Ende absehen. Ich habe die Bichtungen Deister,
Lichtenberg, Garssen, Scharnhorst, Hauseiberg, Wulfsode, Wilsede und die
korresp. Zenithdistanzen jetzt festgelegt und könnte von hier abgehen,
wenn die Wahrscheinlichkeit grösser wäre, dass ein Durchhau vom Hausei-
berg nach Scharnhorst (zwischen diesem Dorf und Eschede, näher an
jenem, liegt der Dreieckspunkt) möglich ist oder vielmehr, dass er zum
Ziel führt. Allein leider ist sehr zu befürchten, dass das Terrain da
zwischen zu hoch ist, und da dies nicht eher entschieden werden kann,
als bis ich selbst zum Hauseiberg komme, und ich doch nicht gern
noch einmal zum Falkenberge zurückgehen möchte, so werde ich, ehe
ich diesen verlasse, erst noch die Bichtung nach Breitliorn festlegen,
von wo die Möglichkeit des Durchhaus nach Scharnhorst etwas mehr
für sich hat, obwohl mir dieser Punkt deswegen nicht so gelegen ist,
als Hauseiberg [es] gewesen wäre, da von jenem nach Wulfsode keine
Aussicht ist. Die Aussicht von Falkenberg nach Böckum hatte sich
nicht öffnen lassen, daher ich auf Böckum Verzicht leisten musste, und
so ein ganz anderes System aufgesucht werden musste. Es ist unweit
Wulfsode der Timpenberg gewählt, von wo Wulfsode, Wilsede und
Hamburg sichtbar sind. Die Bichtung nach Lüneburg geht auf einen
x ) Der Brief ist in deutscher Schrift geschrieben. Vergl. zum Inhalt dieses
Briefes auch Brief No. 153 u. 154 im Briefwechsel Gatjss-Schumacher. Krm.