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ülbers an Gauss. Bremen, 1822 Oktober 14.
Frühjahr verfolgen können, und so würden wir seine Bahn sehr genau
kennen lernen. — Der Komet war in der letzten Beob. vom 6. Okt,
noch sehr schön zu sehen. Der Kern hell, aber etwas verwaschener
wie im Sept., der Schweif deutlicher, ob er gleich niedrig stand und die
Dämmerung noch nicht ganz geendigt war.
Dass wir von Encke’s Kometen noch immer nichts hören, befremdet
mich immer mehr und macht mich immer ungeduldiger. Ich dächte
doch, Fallows auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung würde gleich
von der Auffindung des Kometen Nachricht gegeben haben, ohne erst
das Ende seiner Beobb. abzuwarten. Nun waren nach Lloyd’s Liste
die letzten in England angekommenen Briefe schon vom 30. Juni, dem
Tage, wo der Komet seine grösste Lichtstärke schon erreicht haben
musste. — Ebenso wenig kann ich mir denken, dass in England Nach
richten über den Kometen, wenn sie eingegangen wären, geheim ge
halten würden. Immer mag man die Beobb. selbst nicht bekannt
machen, um sie für den künftigen Band der Phil. Transact. aufzu
sparen; aber die Sache selbst, die Auffindung müsste und sollte doch
gleich bekannt werden.
Meine lieben Gäste haben mich zu meinem innigen Bedauern schon
wieder verlassen. Ich habe sehr angenehme Tage mit ihnen verlebt. —
Jetzt bin ich wieder in meiner gewöhnlichen Ruhe und Müsse, die mir
indessen auch gut zusagt. Mit meiner Gesundheit bin ich, einige sich
mehrende Altersschwächen abgerechnet, ganz gut zufrieden. Leben Sie
recht wohl, mein theuerster, mein geliebtester Freund! Wenn es Ihnen
möglich ist, so machen Sie mir recht bald wieder die Freude, einige
Zeilen von Ihnen zu lesen. Sie können sich nicht denken, welche Freude
mir immer ein Brief von Ihnen macht.
No. 461. Olbers an Gauss. [247
Bremen, 1822 Oktober 14.
Herzlich willkommen in Göttingen, möge Ihnen doch Ihr dies
jähriger beschwerlicher Feldzug gut bekommen und Ihre Gesundheit
nach unseren herzlichen W ünschen durch den vielen Aufenthalt in freier
Luft gestärkt und verbessert sein!
Indem ich Ihnen hier das amerikanische Packetchen schicke, er
laube ich mir zugleich, Ihnen den Ueberbringer desselben, Hrn. Klüver,
bestens zu empfehlen. Es ist der Sohn eines Landmannes aus unserem
Stadtgebiet, der sich durch seine unüberwindliche Neigung zur Mathe
matik hauptsächlich selbst bis zur Integral-Rechnung durchgearbeitet