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Olbers an Gauss. Bremen, 1823 April 5.
Augen verloren habe. Jetzt, da die Arbeiten bald wieder beginnen
„werden, theile ich Ihnen solches mit und stelle Ihnen anheim, ob es
„dem Rath der Stadt Bremen angemessen scheint, sich hierher zu wenden,
„und ich werde es zu meinem Vergnügen machen, dessen Wünsche
„möglichst zu befördern. Auch werde ich, wenn Gauss, wie ich glaube,
„bald hierher kommt, mit ihm sprechen, und ihn veranlassen, Ihre
„Wünsche zu erfüllen.“
Ich gestehe es, die Wendung, die Hoppenstedt hier der Sache
giebt, hat mich etwas befremdet, und wird ohne Zweifel unseren Senat
noch mehr befremden. Der Senat glaubte, sich aus Eifer für die Wissen
schaft zu einer Gefälligkeit gegen Hannover zu erbieten, und nach
Hoppenstedt’s Briefe soll er sich vielmehr das Vorgeschlagene als eine
Gnade in Hannover erbitten, zu deren Erreichung Hoppenstedt seine
Protektion und bona officia verspricht. — Doch, hoffe ich, wird die
Sache selbst nicht darunter leiden. Unser liberaler Bürgermeister
Smidt, für alles Nützliche feurig und thätig, und sich leicht über Formen
hinwegsetzend, tritt am 7. Apr. eine Reise nach Frankfurt an und wird
sich bei der Gelegenheit einen Tag in Hannover aufhalten. Da kann
denn wahrscheinlich alles mündlich ausgemacht und verabredet werden,
wenn man in Hannover diese Anschliessung an die Krayenhoff’sehen
Dreiecke wirklich ernstlich will. — Sollte wirklich in Hannover etwas
ausgemacht werden, so wird unser trefflicher Smidt Sie wahrscheinlich
in Göttingen selbst besuchen und Ihnen von den getroffenen Verab
redungen Nachricht geben.
Nun aber, vorausgesetzt dass das Projekt nach dem Entwürfe zu
Stande kommt, und Bremen Ihnen einen Gehülfen zu stellen hat, möchte
ich vorläufig einige Winke von Ihnen mir erbitten. Mein Neffe, für
dessen Anstellung ich bei Ihnen sollicitirte, ist nicht hier, wird auch
vermuthlich gegen den Anfang der Arbeiten nicht hier sein, vielleicht
ganz in Preussen bleiben. Dann bin ich aber wirklich in Verlegenheit,
Ihnen von hier aus einen tüchtigen Gehülfen vorzuschlagen. Von Seiten
des Senats würde man wohl gern sehen, wenn der junge Klüver, dem
Sie so gütig in Göttingen fortgeholfen haben, dabei gebraucht werden
könnte; allein ich glaube, er ist Ihnen noch zu roh, und seine Ab
richtung würde Ihnen, ehe Sie wesentliche Dienste von ihm haben
könnten, zuviel Zeit und Mühe kosten. Ich bitte Sie, mir hierüber
ganz offen Ihren Wunsch mitzutheilen, und ob es Ihnen dann nicht
vielleicht am liebsten wäre, wenn Sie selbst die unbeschränkte Aus
wahl unter den Ihnen als am brauchbarsten schon bekannten hätten,
und Bremen nur den von Ihnen Angestellten besoldete. — Indessen
ersuche ich gütigst eher nichts definitiv zu beschlossen, bis ich gewiss
weiss, dass mein Neffe nicht zu rechter Zeit kommen wird. Wie ich