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Gauss an Olbers. Göttingen, 1823 Mai 4.
No. 474. Gauss an Olbers. 1 ) [221
Göttingen, 1823 Mai 4.
Ich fange diesen Brief schon heute an, obwohl ich ihn erst morgen
abschicken werde, da ich morgen eine Nachricht von Ihnen über die
gütigst von Ihnen veranlasste Rekognoscirung des Platzes Haverloh
erwarte. Das von Ihnen angeführte Urtheil von Personen, die diese
Gegend kennen, schreckt mich noch nicht ganz ab; in einem Lande,
wo es eigentlich dominirende Höhen gar nicht giebt, müssen die
Fernsichten meistens sehr mühsam und künstlich zusammen gestoppelt
werden, und sie finden sich dann zuweilen an Stellen, wovon man ohne
genaue Untersuchung dies kaum hätte glauben sollen. Mehrere meiner
Punkte in der Haide sind in diesem Fall, als Scharnhorst, Breithorn,
Wulfsode (in dem Kärtchen bei Schumacher’s Astr. Nadir, ist durch
einen Fehler des Kupferstechers die Verbindungslinie zwischen Wulf
sode und Falkenherg weggelassen); dies sind ganz unscheinbare Plätze,
deren Brauchbarkeit selbst Personen aus der nächsten Nachbarschaft
so lange unglaublich vorkam, bis sie sich mit eigenen Augen überzeugt
hatten.
Wenn sonst keine Hindernisse eintreten, werde ich ca. in 9 Tagen
von hier abreisen; in Hannover werde ich mehrere Tage bleiben, viel
leicht auch einige Messungen auf einem der Thürme vornehmen, wo
durch mit einem Mal eine grosse Menge Punkte -besonders im Hildes-
lieimschen, die schon vom Deister aus geschnitten sind, mit aller
Schärfe niedergelegt werden. Nach meiner Ansicht ist es viel kürzer,
wohlfeiler und schärfer, im Allgemeinen die Thürme, die im Innern
eines A des ersten Ranges liegen, durch Schnitte von den Haupt
punkten mit einem superieuren Instrument zu bestimmen, als durch ein
System von sogenannten Dreiecken des 2. und 3. Ranges mit einem
untergeordneten Werkzeuge. Ueber die weiteren Pläne wird sich dann
in Hannover erst entscheiden lassen.
Fortsetzung von Mai 5.
Die heutige Post hat mir noch keinen Brief von Ihnen mitgebracht.
Wenn sonst nichts in den Weg tritt, denke ich am 13. von hier ab
zureisen. Es ist noch manches an den Instrumenten, an meinem Reise
wagen etc. zu flicken und in Ordnung zu bringen. Einen Brief, den
Sie bis zum 9. auf die Post geben, werde ich also noch hier erhalten
können, ungewiss aber ist es, ob dies noch vom 10. gesagt werden *)
*) Der Brief ist in deutscher Schrift geschrieben. Krm.