Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1823 September 4. 255 
ungewiss bleibt, ob man das auf ein folgendes Jahr Verlegte nocli 
erleben werde. 
Der Präsident v. Berg, oldenburgisclier Staatsminister, hat mich 
vor einigen Tagen mit seinem Besuche beehrt. Von Smidt über das 
Verbindungs-Projekt unterrichtet hatte er, wie er mir erzählte, mit 
dem Herzog über die Angelegenheit gesprochen, der sich sehr dafür 
interessire, aber gemeint hätte, er selbst besitze schon genug Materialien, 
die die Verbindung zwischen Krayenhoff’s Dreiecken und Bremen 
beträfen, und die er mir, wenn ich es verlangte, mittheilen wolle, [sowie] 
eine neue Triangulirung durchs Oldenburgische. Bei näherer Er 
kundigung bestanden diese Materialien, ausser der ehemaligen dänischen 
Vermessung, die Menz bekannt gemacht hat, aus den EpAiLLY’schen 
Dreiecken. Ich zeigte Hrn. v. Berg meine Abschrift von diesen Drei 
ecken mit der Bitte, falls der Herzog mehr, oder vielleicht diese Drei 
ecke in der Original-Form besitzen sollte, mir dieselben zu verschaffen; 
zugleich aber erinnerte ich, dass, wenn gleich Epailly’s Dreiecke an 
sich gut wären, doch seine Hülfsmittel nicht hingereicht hätten, die 
Genauigkeit zu erreichen, die man jetzt beabsichtige. — Hr. v. Berg ver 
sicherte, der Herzog werde dann auf jede von hannoverscher Seite an 
ihn gelangende Aufforderung gern alles, was in seinen Kräften stehe, zur 
Beförderung der Messung beitragen, da dies in sein Lieblingsfach ein 
schlage, und er selbst Kenner und Liebhaber geodätischer Arbeiten sei. 
Zu dem Kopenhagener Preise wünsche ich nicht so sehr Ihnen 
(denn Sie könnten der Preise leicht so viel erhalten, als Sie nur 
wollten), aber desto mehr der gelehrten Welt Glück, die nun wieder 
etwas Tiefsinniges von Ihnen zu lesen und zu studiren erhalten wird. 
Möchte die Berliner] Sache doch bald Gelegenheit geben, Sie, mein 
unvergleichlicher Freund, in solche Verhältnisse zu setzen, dass Sie 
ungestört Ihren Meditationen und Untersuchungen sich überlassen können. 
Ich bin jetzt sehr isolirt. Mein Schwiegersohn Dr. Focke macht 
eine Reise nach Kopenhagen, Stockholm u. s. w., von der er wohl vor 
dem Okt. nicht rückkehren wird, und mein Sohn ist in Pyrmont. 
No. 481. Gauss au Olbers. [225 
Göttingen, 1823 September 4. 
Seit dem Empfang Ihres letzten gütigen Briefes vom 9. Aug. habe 
ich sehnlich die Mittheilung der Resultate der Rekognoscirung des 
Hrn. Senator Gildemeister erwartet, um so mehr da ich, je genauer 
ich die Ihnen schon mitgetheilten Resultate der MüLLER’schen prüfe
	        
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