Olbers an Gauss. Bremen, 1823 September 30.
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1 ) Verg-1. Brief No. 185 im Briefwechsel Gauss-Schumacher. Sch.
deswegen nicht ganz unrecht ist, weil ich seit 5 Tagen an geschwollenen
Drüsen, Zahngeschwür und Augenentzündung leide, und also mein jetziges
Abreisen nicht ganz unbedenklich wäre, so fange ich doch nachgerade
an zu befürchten, dass die immer weiter vorrückende Jahreszeit dem
Gelingen gefährlich werden könnte.
Von Bferlin] habe ich gar nichts weiter. gehört, als dass der Baro-
meterbeobachter Poggendore 1 ). welcher unlängst durch Altona gekommen,
dort erzählt nat, man sage in B[erlin] allgemein, ich hätte versprochen,
nach [Bode’s] Tode die dortige Sternwarte zu übernehmen. Ich brauche
Ihnen nicht zu sagen, dass daran kein wahres Wort ist, auch wünsche
ich herzlich dem guten [Bode] das längste Leben, und ich überlasse es
dem Himmel, ob ich nach [Bode’s] Tode noch Sternwarten hier unten
übernehmen kann.
No. 482. Olbers an Gauss. [257
Bremen, 1823 September 30.
Endlich hat Hr. Gildemeister seine so lange aufgeschobene Reko-
gnoscirungs-Reise wirklich vorgenommen; aber leider ist sie nun in eine
Zeit gefallen, wo das zur Wintersaat wieder allenthalben getriebene
Moorbrennen die Luft mit dickem Rauch erfüllte und so seine Spähungen
theils sehr erschwerte, theils gänzlich verhinderte. Ich schicke Ihnen
hier die Original-Berichte. Wenngleich nur wenig dadurch ausgemacht
wird, so wächst doch die Hoffnung sehr, dass eine Verbindung Ihrer
Dreiecke mit Bremen entweder über den Bullerberg und Eversberg oder
nördlich über Bremervörde ausführbar sein wird.
Diesen Herbst lässt sich nun wohl weiter nichts vornehmen; aber
im künftigen Frühjahr müsste alles, ehe das Moorbrennen anfängt,
nochmal genau untersucht werden. Gildemeister hält den ihm zu
Gebote stehenden Theodolithen dazu nicht hinlänglich. Könnten Sie
oder Schumacher nicht etwa ein passendes Instrument dazu herleihen,
wenn nicht etwa Hr. Hauptmann Müller selbst, welches allerdings
zuverlässigere Resultate gewähren würde, sich mit dieser definitiven
Rekognoscirung beschweren wollte?
Ich denke Sie mir jetzt auf dem Brocken, lieber Gauss, und freue
mich, dass Sie diesmal, wenn man von der hier herrschenden Witterung
auf die des Brockens schliessen darf, günstige Tage treffen werden.
Schumacher hat mir eine Abhandlung von einem Bauern-Sohne,
Thomas Clausen, „über die Berechnung beobachteter Fixsternbedeckun-