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Gauss an Olbers. Göttingen, 1823 November 2.
Es bilden sich in dem ganzen System 26 Dreiecke, in denen ich
alle Winkel gemessen habe. Der grösste Fehler der Summe der AVinkel
ist jetzt 2",175 bei dem Dreieck Nindorf, Hamburg, Timpenberg, wo
die Richtung von Nfindorf]—Hamburg vorzüglich Schuld haben mag. Der
nächst grösste Fehler ist, wie schon oben erwähnt, bei dem Dreiecke
Brocken, Hohehagen, Hils, er beträgt 1",806, und die Richtung vom
Hils zum Brocken wird nun noch vorzüglich Schuld sein.
An meinen Meridian-Instrumenten habe ich öfter den Verdruss, die
Fadennetze erneuern zu müssen, wenn Fäden entweder schlaff ge
worden oder beschädigt sind. Obgleich die neuen Fäden wieder in
dieselben Einrisse gelegt werden, sind doch, wie die Erfahrung lehrt,
die neuen Faden-Intervalle den alten nie gleich. Zur Bestimmung der
Grösse der Intervalle, welche das erste Requisit für alle Beobb. ist,
sind freilich einige gut und vollständig beobachtete Durchgänge des
Polarsterns ein treffliches Mittel und, wo sich dasselbe anwenden lässt,
[lässt es] sonst nichts zu wünschen. Allein nicht zu allen Zeiten ist
die Luft günstig; zu Zeiten können Monate hingehen, ehe man eine
gute vollständige Beob. gewinnt, und wenn dann binnen dieser Zeit
wieder ein Unfall beim Netz vorkommt, so verliert man wohl die Lust,
die in einer solchen Periode gemachten Beobb. zu reduciren, wenn die
Reduktions-Elemente nur kümmerlich und mühsam zusammengestoppelt
werden müssen. Solche Erfahrungen haben mich veranlasst, auf ein
anderes wenn auch nur subsidiarisches Mittel zu denken, und es ist
mir solches auch geglückt; mein neues Mittel kann beinahe dieselbe
Genauigkeit geben wie gute Polarsternbeobb. und giebt mehr Genauig
keit als schlechte, d. i. als solche, die man bei zitterndem Luftzustande
erhält, der viel häufiger ist als ruhiger. Zudem kann dieses Mittel
beim schlechtesten Wetter mit demselben Erfolg angewandt werden.
Dieses Mittel besteht darin, dass ich die Fäden nicht durch das Okular,
sondern durch das Objektiv sehe und ihre Intervalle durch Repetition
mit dem Theodolithen messe. Diese Messungen sind der äussersten
Schärfe fähig. Da der Theodolith die auf den Horizont projicirten
Distanzen angiebt, so versteht sich, dass auf die Neigung der optischen
Axe Rücksicht genommen werden muss. Ich würde Sie, liebster Olbers,
mit dieser Materie, die für Sie kein unmittelbares Interesse haben kann,
und worüber ich vielleicht in Schumacher’s A. N. 1 ) einen Artikel geben
werde, nicht behelligen; allein es steht damit eine andere Operation in
Aerbindung, die auch Sie vielleicht einmal mit A 7 ergnügen ausüben
q Neue Methode, die gegenseitigen Abstände der Fäden in Meridian-Fernrohren
zu bestimmen. A. N. Bd. II, No. 43; Gauss’ Werke Bd. VI, S. 445 ff. Daselbst wird
auch die hier angeführte Methode zur Bestimmung der Vergrüsserung der Fernrohre
besprochen. Krm.