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Gauss an Olbers. Göttingen, 1823 December 28.
gangen war, nur vermittelst des Winkels am Mer.-Zeichen und des
Azimuths in Seeberg wiederhergestellt, und offenbar können sich dadurch
die Resultate eigentlich gar nicht ändern,
3) ist der Winkel Brocken, Inselsberg, Ettersberg, welchen ich
aus den beiden A A Brocken, Ettersberg, Struth und Ettersberg, Struth,
Inselsberg berechnet hatte, über 6" verschieden von dem, welchen ich
jetzt als unmittelbare Messung mitgetheilt erhalten habe. Wie nöthig
wäre es daher, dass Hr. v. Müffling seine Messungen in extenso be
kannt machte, ebenso wie die uns übrigen unzugänglichen Tranchot-
schen Dreiecke, die die KRAYENHOFF’schen mit den seinigen verbinden,
die er selbst aber auch nur in unvollständiger Form zu besitzen
scheint.
Man dringt so sehr auf Bekanntmachung der Originalbeobb. in der
Astronomie und treibt diese Bekanntmachung vielleicht weiter als
nöthig wäre. Wenigstens werden unzählige Beobb. gedruckt, von denen
sich gar kein erdenklicher Nutzen abselien lässt. Wäre dies nicht noch
wohl nothwendiger bei den geodätischen Messungen? 1 )
Selbst Krayenhoff’s Messungen sind mir noch nicht detaillirt ge
nug bekannt gemacht. Das Tableau von p. 55 bis 86 sollte umständ
licher sein und sollte alle Beobb. enthalten, denn es ist mir fast zur
Gewissheit geworden, dass Krayenhoff ausgewählt hat, um guten Schluss
der Winkel zu 180° und 360° zu erhalten. Nach diesem Schluss sollte
man die Messungen für viel genauer halten, als sie wirklich sind, denn
um die Polygone in Uebereinstimmung zu bringen, hat Krayenhoff
viel grössere Aenderungen anbringen müssen, zum Theil im nordöst
lichen Theil ganz barbarische Aenderungen. Vergleichen Sie z. B. die
beobachteten Winkel pg. 83 mit denen, die er in seinen Definitiv-Ta-
bleaus zu Grunde legt. Sie finden bei Pilsum die Aenderung — 2",842,
+ 3",878, — 11",819, +8",219, bei Onstwedde gar + 0",392, — 3",499,
+ 2", 194, —19",127, + 22",782, — 3",682. Freilich hat er im NW-
Theil mit einem kleinen Kreise observirt, aber woher immer die guten
Schlüsse der einzelnen Dreiecke und des Gyrus Horizontis. Und solche
Fehler sind doch auch an [einem] kleinen Kreise, den er noch dazu
parfaitement exécuté nennt, nicht zu verzeihen; und höchst befremdend
ist die Parallaxe, worüber er pag. 17 klagt; warum stellte er denn die
Fäden nicht in den Brennpunkt, oder wenn keine Stellung der Fäden
bei dem Instrument möglich war, warum liess er denn keine Vorrich
tung dazu machen? Dies ist, deucht mir, ganz unverzeihlich. Im süd
lichen Theil scheinen zwar so grosse Fehler nicht vorzukommen, doch
x ) Vergl. Brief No. 192, S. 349 im Briefwechsel Gauss-Schumacher und Schu
macher’s Aufforderung zur Bekanntmachung in den A. N. Bd. 3, S. 88. Krm.