Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss au Olbers. Rotenburg-, 1824 Juni 10. 
Sie wissen, in Ergreifung energischer Maassregeln langsam; es würde 
lange hin und her berichtet werden, und am Ende doch wohl nichts 
herauskommen oder erst, wenn der Sommer fast vorbei wäre. Ich gehe 
daher mit dem Gedanken um, mich an die Landdrostei in Stade zu 
wenden; vielleicht legt die Rücksicht auf meine Arbeiten zu den land 
wirtschaftlichen Rücksichten noch ein kleines Gewicht. Vielleicht 
könnten Sie, teuerster Olbers, auch sehr dazu beitragen, wenn Sie 
die Ansicht teilen, dass der Moorqualm auch in ärztlicher Rücksicht 
sehr nachtheilig sei, eine Meinung, die ich in einem kleinen vor einigen 
Jahren von einem Arzt in Lingen herausgegebenen Buche über den 
Moordampf gefunden habe. Wenn es nicht unbescheiden wäre, wenn 
ich als Laie in Ihre Wissenschaft pfuschen wollte, so möchte ich sogar 
den Umstand Ihnen mit anführen, dass meine Frau mir schrieb, es sei 
in Göttingen mehrere Tage starker Herauch gewesen, wobei sie ihre 
Brustbeschwerden sehr vergrössert gefühlt habe. Dies waren aber 
gerade die Tage, wo der Nordwind den Moordampf über Hiddingen 
südlich jagte, und ich zweifle gar nicht, dass der angebliche Herauch 
nichts anders als der verdammte Moorqualm gewesen ist (auch in 
Hannover hatte man Herauch (?) gehabt). Nach meiner einfältigen 
Ansicht kann ja für eine schwache Brust das Einathmen von den 
Moorpartikeln unmöglich heilsam sein. Sollten Sie nun, theuerster 
Olbers, auch diese Ansicht haben, die ich hier bei vielen Personen 
finde, und mir erlauben, ein kleines Gutachten von Ihnen meiner Vor 
stellung beizulegen, oder auch nur Ihren Brief ostensibel einrichten und 
der Sache darin mit einigen kräftigen Worten erwähnen, so kann ich 
kaum Zweifel hegen, dass die Landdrostei diesen Rücksichten noch viel 
mehr Gewicht beilegen würde als den landwirthschaftlichen, die vielleicht 
noch etwas problematischer sind, und den trigonometrischen, von denen 
ich nicht weiss, ob dieselben ein sonderliches Interesse erregen würden. 
Viele Tausende von Menschen würden Ihnen den Erfolg danken. Hrn. 
Senator Gildemeister habe ich die Freude gehabt, hier auf eine halbe 
Stunde zu sehen. 
Für Ihre gütigen Anerbietungen danke ich verbindlichst. Sollte 
ein zu langer Aufenthalt in diesen Gegenden meinen kleinen Flaschen 
keller erschöpfen, so würde ich unbescheiden genug sein, Sie um Ihre 
gütige Vermittlung zu einer Nachhülfe von einigen Spirituosen zu bitten. 
Im Augenblick bin ich noch von Göttingen her versehen. 
Sie haben Recht, theuerster Olbers, dass es schwer ist, Zach’s 
mit ebenso viel Impudenz als Unwissenheit gepaarte Arroganz ohne 
Indignation und Ekel zu lesen. Machen Sie es, wie ich es fortan 
machen werde, und lesen seine Scharteken gar nicht. Belehrung haben 
sie schon seit langem nicht gegeben, und eine Antwort verdienen sie nicht.
	        
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