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Gauss an Olbers. Güttingen, 1820 Juli 8.
Dreieckspunkte von Hannover und Braunschweig bis Lüneburg und
Hamburg zu kennen, gesetzt auch, dass es nur ausgewählte aber nicht
ausgeführte Dreiecke wären, wenn Epailly sich nur von der Ausführ
barkeit überzeugt hat.
Da Sie an der hannoverschen Gradmessung einen so lebhaften
Antheil nehmen, so setze ich Ihnen eine Abschrift des nunmehr mir
zugekommenen Ministerialreskripts her:
„Da von Sr. K. Majestät uns huldreichst zu erkennen gegeben ist,
„dass Höchstdieselben sich für das nützliche Werk einer Fort
setzung der dänischen Gradmessung durch Höchstdero hiesige
„Königl. Lande besonders interessiren, und solche unter der Aufsicht
„des Hofr. u. Prof. G[auss] zu G[öttingen] bewerkstelligen lassen
„wollen, so setzen wir den Hofr. G. von dieser Königl. Ent-
„Schliessung in Kenntniss, und sehen einer Anzeige desselben über
„die Art und Weise und über die Zeit, zu welcher diese Arbeit
„unternommen werden kann, wie über die etwa erforderlichen
„Kosten und sonst zu treffenden Vorkehrungen entgegen. Wir
„bezeugen dem Hofr. G. unsere etc.“ Hannover 30. Juni 1820.
Wie sehr glücklich würde ich sein, wenn Sie, liebster Olbers, mir
näher wären, und ich Ihren Rath und Ihre reife Weltkenntnis benutzen
könnte. Es werden erst noch manche Schwierigkeiten zu beseitigen
sein. Ein Umstand ist die Wahl der Instrumente für die Dreiecke.
Ich gestehe, dass ich den Theodolithen vor den Repetitionskreisen noch
nicht so unbedingt den Vorzug geben möchte. Bei jenen ist man viel
mehr, theils von der höchst genauen Ausführung des Künstlers abhängig
(z. B. dass die Drehung des ganzen Kreises und die Drehung des Al-
hidadenkreises genau um eine Axe geschehen), sowie von einer sehr
soliden Aufstellung als bei letzteren. Namentlich ist der 8 zöllige Theo-
dolith, den ich hier seit 1812 habe, für einen solchen Zweck durchaus
nicht vollkommen genug, und er zeigt mir mehrere Mängel. Auch bei
der solidesten Aufstellung und der grössten Sorgfalt kann ich ihn nicht
eine Viertelstunde lang in der Horizontalität erhalten; die Libelle ist
auch viel zu empfindlich (1 Pariser Zoll — 32"), so dass die Blase
nicht einmal in der Oeffnung der Fassung zu erhalten steht, und also
auch das Mittel fehlt, die Grösse der sich zeigenden Abweichungen in
Zahlen anzugeben. Schumacher’s 12 zöll. Theodolith hat mehrere Vor
züge vor jenem; doch weiss ich nicht, ob er auch gar nichts zu wün
schen liess. Ich meine übrigens, dass mir Sch[umacher] schon voriges
Jahr gesagt hat, dass er beim Gebrauch sehr gelitten hat. Sehr schwer
wird es nun aber sein, von Reichenbach ein neues Instrument zu er
halten. Er schrieb mir vor einigen Monaten, er werde nach seiner
Zurückkunft von Wien mich im Juli besuchen und dann eine Reise