Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1824 Juni 22. 
Fuhrmannsherberge und 1 Stunde vom Platz entfernt. Alle anderen 
Plätze innerhalb eines Kreises von 2 Stunden Radius sind auch so, 
dass ich nicht wagen dürfte, auch nur eine Nacht da zuzubringen. Ich 
werde daher, zuerst wenigstens, versuchen, von hier aus den Bottel zu 
besuchen; die gerade Entfernung ist 1} Meilen. Ist die Luft günstig, 
so werde ich hoffentlich schon diesen Nachmittag Ihren Ansgarius zum 
ersten Male einschneiden. Ich will erst einmal versuchen, den Thurm 
selbst zu pointiren, geht es damit nicht, so werde ich wohl genöthigt 
sein, meinen Sohn oder Hrn. Klüver mit einem Heliotrop nach Bremen 
zu schicken. Vermutlilich werden dann aber auf dem Thurm selbst 
erst mehrere Vorkehrungen gemacht werden müssen, eine Art Befriedi 
gung in der Laterne, eine Art Kreuz zwischen den Pfeilern der Laterne, 
unabhängig vom Fussboden, um den Heliotrop und demnächst den 
Theodolithen darauf zu stellen. Da die Laterne, so viel ich mich er 
innere, nur sehr eng ist, so wird der Heliotrop selbst oft und lange im 
Schatten sein, und daher fast immer doppelte Reflexion angewandt 
werden müssen. Wie unendlich grosse Vorzüge haben die Plätze zu 
ebener Erde! Am 16. war die Tauglichkeit des Bottels erkannt; am 
17. und 18. vollendete ich alle darauf Bezug habenden Messungen vom 
Bullerberg aus und am 19. beobachte ich schon, so Gott will, auf dem 
inzwischen daselbst errichteten Stein-Postament. Bei günstigem Wetter 
kommt man mit den Plätzen zu ebener Erde in so vielen Tagen zu 
Stande, als Zach’s hölzerne Thürme Monate kosten, und die Vorkehrungen 
kosten bei jenen vielleicht so viele Tlialer, als bei diesen Hunderte. 
Von Göttingen fehlen mir noch immer die Nachrichten. 
No. 5i3. Olbers au Ganss. [273 
Bremen, 1824 Juni 22. 
Wie sehr mich Ihre beiden letzten Briefe vom 17. und 19. Juni 
erfreut haben, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen. Ich wünsche 
Ihnen, ich wünsche uns Glück, dass nun endlich diese so schwierige 
Verbindung, und wie es mir scheint, auf eine so völlig befriedigende 
Art zu Stande kommt. Ich hoffe, dass von Bremen aus durch das 
Oldenburgisc^ie weniger Chikanen ein treten werden, obgleich uns 
Epailly’s Dreiecke wohl nicht ganz darüber beruhigen können, da 
Epailly die mit Recht von Ihnen möglichst ausgeschlossenen Kirch- 
thürme gebrauchte. 
Ob die Witterung Ihnen noch günstig oder ungünstig ist, weiss 
ich kaum zu beurtheilen. Hier wechseln Regenschauer und Sonnen
	        
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