Gauss an Olbers. Osterholz, 1824 August 26.
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Am Sonntag konnte ich hier nur einen offenen Wagen zum Garlster
Platz erhalten, und ich fuhr darin unter anscheinend guten Auspicien
um 1 Uhr ab; allein schon auf halbem Wege stellte sich Regen ein,
der den ganzen Tag nicht wieder aufhörte. Bis auf die Haut durch
nässt kam ich, ohne etwas gesehen zu haben, um 8| Uhr zurück.
Die drei folgenden Tage waren günstiger. Ich habe den Haupt
winkel zwischen Bremen und Brillit 60mal gemessen, Loxstedt habe
ich nur einige 20 mal geschnitten, für die Zenithdistanz bot der Thurm
keinen Zielpunkt dar, und einen Heliotropen hinzuschicken, trug ich
um so mehr Bedenken, da ich jetzt mit der Zeit auf das Aeusserste sparen
muss und überdies zweifelhaft geworden bin, ob ich überhaupt Lox
stedt als Dreieckspunkt adoptiren werde. Es ist nämlich Hoffnung da,
einen besser gelegenen Punkt anzuknüpfen; Bremerlehe, welches die
Hälfte weiter, in Garlste sichtbar und eine schöne Laterne ist. Von
Brillit ist Bremerlehe nicht sichtbar, allein ich hoffe, dass es ver
mittelst Durchhau wird sichtbar gemacht werden können; zu den
dazu nöthigen Voruntersuchungen wird aber dieses Jahr keine Zeit
mehr sein.
Zeven
Schwarze Linien gewisse,
punktirte ungewisse Ver
bindungen.
Fig. 23.
Oldenburg ist in Garlste nicht sichtbar, ein Wald etwa eine Meile
entfernt, liegt vor; auch scheint jenseits entfernter wieder Wald zu
sein, wovon gegen Abend Spitzen herübersäumen. Ob diese Hinder
nisse zu überwinden sind, muss die künftige Untersuchung lehren.
Der Loyer Berg ist sichtbar.
Auch Rastede und Stolham; diese beiden Thürme sind aber für
mich unbrauchbar.
Von Grossen Meer und Ganderkesee habe ich die äussersten Spitzen
gesehen; ohne genaue vorgängige Rechnung wäre es unmöglich ge-
Olbers. II, 2. 22