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Gauss an Olbers. Zeven, 1824 September 3.
7. hier fertig zu werden, wenn auch von heute an alles auf das Beste
ginge, wozu ich aber nicht die geringste Hoffnung sehe.
Für Ihr gütiges Anerbieten, den Aufsatz von Ivory mitzubringen,
danke ich sehr, bitte aber das nicht zu thun, da ich nicht gern in die
Entwickelung meiner Methoden, die sich auf die höhere Geodäsie be
ziehen, irgend etwas Fremdes sich einmischen lassen möchte. Ich werde
Ihnen, wenn ich nach Göttingen zurückkomme, das Wesentliche meiner
Auflösung schicken (was ich Ihnen in Bremen davon zeigte, war eigent
lich die Modifikation, welche die Methode erhält, wenn die Entfernung
der beiden Punkte mässig gross ist, obwohl diese Modifikation für alle
in der Praxis vorkommenden Fälle immer ausreicht), und Sie dann
bitten, mir zu sagen, ob die von Ivory Aehnlichkeit damit hat, oder
sie überflüssig macht. Ich habe jetzt angefangen, meine auf dem
Ansgarius-Thurm an den verschiedenen Aufstellungspunkten gemachten
Winkelmessungen scharf zu vergleichen. Die Messungen zwischen den
6 Hauptpunkten (Steinberg. Bottel, Brüttendorf, Zeven, Brillit, Garlste)
lassen sich unter einander recht gut vereinigen. Wenn ich aber ihre
Lage, d. i. die Richtungen vom Ansgarius aus, bloss aus den zwischen
ihnen gemessenen Winkeln festlege, ohne auf die Nebenpunkte Rück
sicht zu nehmen, und dann die Richtung nach den 6 Nebenpunkten
(Twistringen, Oldenburg, Hude, Neuenkirchen, Verden, Asendorf) durch
die zwischen ihnen und den Hauptpunkten gemessenen Winkel festlege,
so zeigt sich unter diesen letzteren Messungen eine viel schlechtere
Harmonie. Es kommt sogar ein Winkel vor, der 9 mal gemessen noch
eine Ausgleichung von 3" erfordert (Neuenkirchen—Garlste). Ausser
dem meistens schlechten Sehen der irdischen Punkte schreibe ich dieses
vorzüglich dem Umstande zu, dass die Hauptpunkte unter sich bei
unveränderter Körperstellung observirt wurden, bei den Nebenpunkten
aber meistens die Vergleichung nicht möglich war, ohne für beide
Objekte verschiedene Sitzplätze zu nehmen. Dies bringt höchst wahr
scheinlich immer eine erhebliche Reaktion auf das Instrument hervor,
wenn man auf Thürmen observirt, und es entstehen daraus neben den
schwankenden noch konstante Fehler.
Auch Caroc hat in Hohenhorn etwas Aehnliches bemerkt, so wie
ich selbst auf dem Brocken, in Lüneburg und Hamburg. Hier in Zeven
wird es nicht besser gehen.