Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

342 
Gauss an Olbers. Zeven, 1824 September 3. 
7. hier fertig zu werden, wenn auch von heute an alles auf das Beste 
ginge, wozu ich aber nicht die geringste Hoffnung sehe. 
Für Ihr gütiges Anerbieten, den Aufsatz von Ivory mitzubringen, 
danke ich sehr, bitte aber das nicht zu thun, da ich nicht gern in die 
Entwickelung meiner Methoden, die sich auf die höhere Geodäsie be 
ziehen, irgend etwas Fremdes sich einmischen lassen möchte. Ich werde 
Ihnen, wenn ich nach Göttingen zurückkomme, das Wesentliche meiner 
Auflösung schicken (was ich Ihnen in Bremen davon zeigte, war eigent 
lich die Modifikation, welche die Methode erhält, wenn die Entfernung 
der beiden Punkte mässig gross ist, obwohl diese Modifikation für alle 
in der Praxis vorkommenden Fälle immer ausreicht), und Sie dann 
bitten, mir zu sagen, ob die von Ivory Aehnlichkeit damit hat, oder 
sie überflüssig macht. Ich habe jetzt angefangen, meine auf dem 
Ansgarius-Thurm an den verschiedenen Aufstellungspunkten gemachten 
Winkelmessungen scharf zu vergleichen. Die Messungen zwischen den 
6 Hauptpunkten (Steinberg. Bottel, Brüttendorf, Zeven, Brillit, Garlste) 
lassen sich unter einander recht gut vereinigen. Wenn ich aber ihre 
Lage, d. i. die Richtungen vom Ansgarius aus, bloss aus den zwischen 
ihnen gemessenen Winkeln festlege, ohne auf die Nebenpunkte Rück 
sicht zu nehmen, und dann die Richtung nach den 6 Nebenpunkten 
(Twistringen, Oldenburg, Hude, Neuenkirchen, Verden, Asendorf) durch 
die zwischen ihnen und den Hauptpunkten gemessenen Winkel festlege, 
so zeigt sich unter diesen letzteren Messungen eine viel schlechtere 
Harmonie. Es kommt sogar ein Winkel vor, der 9 mal gemessen noch 
eine Ausgleichung von 3" erfordert (Neuenkirchen—Garlste). Ausser 
dem meistens schlechten Sehen der irdischen Punkte schreibe ich dieses 
vorzüglich dem Umstande zu, dass die Hauptpunkte unter sich bei 
unveränderter Körperstellung observirt wurden, bei den Nebenpunkten 
aber meistens die Vergleichung nicht möglich war, ohne für beide 
Objekte verschiedene Sitzplätze zu nehmen. Dies bringt höchst wahr 
scheinlich immer eine erhebliche Reaktion auf das Instrument hervor, 
wenn man auf Thürmen observirt, und es entstehen daraus neben den 
schwankenden noch konstante Fehler. 
Auch Caroc hat in Hohenhorn etwas Aehnliches bemerkt, so wie 
ich selbst auf dem Brocken, in Lüneburg und Hamburg. Hier in Zeven 
wird es nicht besser gehen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.