über dem Spiegel der Nord- und Ostsee, doch relativ gegen den Michaelis-
thurm in Hamburg, zu erfahren. Unsere Barometerbeobb., die ich mit
Schumacher gleichzeitig anstelle, geben so disparate Resultate, dass
sich noch kaum mit der Gewissheit einer halben Toise aus 55 derselben
ausmachen lässt, dass Schumacher’s Barometer in Altona zwischen 6
und 7 Toisen höher hänge als das meinige.
Die wenigen Kometenbeobb., die ich im Okt. habe anstellen können,
bestätigen die ENCKE’sche Hyperbel nicht. Ich kann nicht recht be
greifen, woher es kommt, dass ich konstant alle Al des Kometen etwas
kleiner finde, als die übrigen Beobachter. — Schumacher hat sich jetzt
durch Repsold eine Vorrichtung in dem Felde des Fernrohrs seines
Meridiankreises anbringen lassen, wodurch er den Kometen ohne Er
leuchtung im Meridian beobachten kann.
Die Unruhen wegen unseres nun, dem Himmel sei Dank, geendigten
sogenannten Freimarkts dauern noch fort und haben mich ganz aus
meinem gewöhnlichen Gleise gebracht. Die vielen Feten und Schmau
sereien, denen ich beiwohnen musste, sind sehr durch die Anwesenheit des
heim vervielfältigt worden.
No. 540
Gauss an Olbers.
[254
Göttingen, 1824 November 12.
Herzlichen Dank für Ihren lieben Brief und für die gefällige
Kommunikation des von Hrn. Dirksen.
Vertraulich muss ich Ihnen melden, dass gleich nach meiner Rück
kunft nach Göttingen ich von Hoppenstedt ein Schreiben erhielt mit
dem Anerbieten einer bedeutenden Zulage, wenn ich die Berliner] An
träge abweisen wolle. Es hat mich einigen Kampf gekostet, Gewissheit
einer ansehnlichen aber nicht gründlichen Besserung meiner Lage gegen
W ahrscheinlichkeit einer gründlichen abzuwägen — auch von unserem
B[essel] 1 ) in Königsberg] hatte ich ähnliche Nachrichten erhalten,
nach welchen ich Officielles als sehr nahe bevorstehend betrachten
musste . Indessen konnte doch mein Entschluss nicht anders aus-
fallen, als: Lieber meine bisherige Lage noch zu ertragen selbst auf
die Gefahr, dass die jetzige nahescheinende Aussicht wieder in Rauch
aufgehe, als durch Annahme jenes Anerbietens mir die Hoffnung, meine
Lage gründlich gebessert zu sehen, auf immer zu verderben. Ich habe
) Biief No. 145 v. 23. Okt. 1824 im Briefwechsel Gatjss-Bessel, siehe auch deu
früheren Brief von Bessel No. 144 und von Gauss No. 146. Krm.