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Gauss an Olbers. Yarel, 1825 Juni 17.
No. 579. Gauss an Olbers. [m
Varel, 1825 Juni 17.
Mit ein paar Zeilen muss ich Ihnen schon heute meine Ankunft
in Varel anzeigen und für Ihren gütigen Brief vom 15. und 16. danken.
Der Uebergang über die Weser bei Bremerlehe ist, wenn man Wagen
bei sich hat, äusserst beschwerlich, da es ganz an Anstalten zum Ein-
und Ausladen fehlt. Erst 7 Stunden nach meiner Abfahrt von Bremer
lehe konnte ich von Blexen weiter fahren. Der Aufenthalt in Bremer
lehe und auch die hier Anfangs noch fortdauernde Hitze haben mich
sehr heruntergebracht; indessen ist heute plötzlich kühleres Wetter
eingetreten, wobei ich hoffe, mich nach und nach erholen zu können,
zumal da ich hier einen sehr guten Gasthof gefunden habe.
Zu meiner grossen Betrübniss scheint sich das Phänomen der Dis
harmonie in den Messungen öfter wiederholen zu wollen; hier in Varel
soll das Dreieck Garlste, Lehe, Varel schliessen. Die Summe der
3 Winkel soll 180° 0' 2",976 sein, und ich hatte die beiden ersten ge-
rn paqp-n
Garlste 55° 8'33",295
Lehe 72 2 17,413
Am 16. fand ich nun den in Varel aus 35 Messungen 52° 49'7",664.
nämlich:
5 . . . . 52° 49'9",300
10 7,450
10 6,450
10 8,275
also die Summe 4",604 zu klein, fast genau so wie bei dem Dreieck
Zeven—Bremen—Brillit. Inzwischen war wirklich am Instrument am
16. etwas versehen (eine Feder nicht angespannt), so dass die sämmt-
lichen Messungen vom 16. verworfen werden müssen. Am 17. habe
ich zuerst die Zenithdistanzen von mehreren Heliotroplichtern gemessen
und nachher nur noch wenige Zeit für den Theodolithen übrig gehabt;
19 Messungen des obigen Winkels, unter denen 15, wobei das Fern
rohr rückwärts geführt wurde (durch 307°), gaben
52° 49'9",118
bleibt also noch immer ein Fehler von 3",15, den schwerlich die fol
genden Messungen erheblich vermindern werden. Das obige Versehen
am Instrument ist sonst nirgends vorgekommen; in Lehe habe ich
auch mehrere Winkel vorwärts und rückwärts gemessen, ohne einen
erheblichen Unterschied zu finden. Es scheint also auch hier Lateral-