Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1825 Juli 7. 
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die vielleicht die dunkle Sache etwas aufklären. Falls daher nicht von 
jetzt an sehr gutes Wetter eintritt, so wird auch noch der nächste Post 
tag (Abgang von Bremen Donnerstag) mich hier noch treffen. 
Rücksichtlich der obigen Angaben bemerke ich noch, dass, obgleich 
der Kirchhof gewiss niedriger ist als der Deich, weder jener noch 
die noch etwas niedriger liegenden Plätze im Dorfe am 3./4. Febr. über 
schwemmt [gewesen] sind, da doch das Wasser über den Deich ging. 
Ich erkläre mir das so, 1) war damals gewiss das Meer höchst uneben, 
und nicht die ganze Meeresoberfläche, sondern nur die hohen Wellen 
gingen über den Deich, 2) die Dauer des Ueberströmens über den Deich 
war doch nicht so lang, dass das Wasser binnen Deichs die Höhe des 
Deichs selbst erreichen konnte. Ein Deichbruch, wodurch auf einmal 
viel grössere Wassermengen eindringen konnten, hat aber hier gar nicht 
stattgefunden. 
Die Luft ist hier in den letzten Tagen ungemein wenig durch 
sichtig; kaum konnte man gestern, selbst in den sonst besseren späten 
Nachmittagsstunden, Bremerlehe sehen; ob vielleicht die Salztheile, wo 
mit der heftige Nordwind die Luft geschwängert hat, und die sich selbst 
dem Geruch sehr merklich machen, Tlieil daran haben? 
No. 586. Olbers au Gauss. [309 
Bremen, 1825 Juli 7. 
Da hier bloss gestern die Witterung zum Winkelmessen günstig 
war, so darf ich nach Ihrem gütigen Briefe vom 4. voraussetzen, dass 
Sie noch in Langwarden sind. Ich lasse deswegen ohne Bedenken die 
beiden Einlagen dahin abgehen. 
Dankbar habe ich das Verzeichniss der bestimmten Höhen er 
halten. Nach Ihrer Bestimmung des Spiegels der Nordsee bei der Ebbe 
brauche ich doch nun nicht mehr zu fürchten, dass der Nullpunkt 
unserer Weser bei Bremen noch unter das Niveau der See zu liegen 
kommen werde. Der Fall der Weser bis zur Nordsee wird etwa 27 bis 
28 Pariser Fuss betragen. 
Mit den Anomalien in den Dreiecken oder Horizontal-Winkeln ist 
es doch höchst sonderbar. Sie messen doch noch immer mit demselben 
Instrument, das in freieren und höheren Gegenden die Summe der 
Winkel so genau gab? — Mir ist eingefallen, ob es nicht zu einiger 
Aufklärung in dieser dunkeln Sache führen könnte, wenn Sie eine 
Ihnen wegen Lateral-Refraktion verdächtige Richtung auch mal in einer 
ganz anderen Tageszeit messen wollten. 
27*
	        
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