Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Langwarden, 1825 Juli 11. 
Was ich Ihnen neulich von der starken Abweichung meiner letzten 
Beob. des diesjährigen Kometen von Nicolai’s Elementen schrieb, be 
ruhte auf einem Rechnungsfehler. Die Bahn scheint vielmehr ungemein 
nahe parabolisch zu sein. 
Da die Post gleich abgehen wird, so muss ich schliessen. 
No. 587. Gauss an Olbers. 1 ) [278 
Langwarden, 1825 Juli 11. 
Herzlichen Dank für Ihr gütiges Schreiben. Die hiesigen Messungen 
haben mir unbeschreibliche Qual gemacht. Diskordanzen so gross, wie 
ich sie nie und nirgends gehabt habe, Hessen mich wegen ihrer Quellen 
in Ungewissheit und machten mich ganz irre, so dass ich keiner ein 
zigen Messung mehr trauen konnte. Was hatte Schuld? Lateral- 
Refraktionen, das Instrument, Wind, der auf die Objektivhälfte öfter 
überwiegend wirkte, Seiten-Refraktionen, genirte Körperstellung in dem 
sehr engen Thurm, Reaktion des Körpergewichts, wenn während der 
Messung immer der Platz wechselweise verändert werden muss pp.? 
Längst war ich überzeugt, dass das Instrument seiner Natur nach 
strikte alle Messungen zu klein zu geben eine Tendenz hat; allein immer 
hatten die Versuche gezeigt, dass der Unterschied zwischen direkter 
und Supplement-Messung kaum merklich war, höchstens ein paar Zehntel- 
Sekunden, und höchstens aus einer sehr grossen Anzahl Messungen aus 
gemittelt werden konnte. Hier zeigten sich nun Fälle, wo der Gyrus 
horizontis über 6" oder 7" betrug und immer zu klein [war]. Das In 
strument ist dasselbe, was 1822—1824 (nicht 1821) gebraucht ist, 
immer von mir selbst sorgfältig gereinigt und zusammengesetzt. Hatte 
es sich dieses Jahr so verschlechtert? Durchgreifende Versuche wurden 
durch ungünstiges Wetter, Windsturm und dergl. fast unmöglich ge 
macht, da dazu natürlich immer viele und gute Messungen erfordert 
werden. Bei den nicht zahlreichen Versuchen wollte aber immer weder 
ein bedeutender Einfluss des Zukleinmessens, wenn es durch Supplement- 
Messung geprüft wurde, noch von dem Körpergewicht sich ergeben; ich 
nahm das Instrument ganz auseinander, ohne irgend etwas Fehlerhaftes, 
Loses pp. zu finden, liess abwechselnd meinen Sohn pointiren und mehr 
dergl.; die Ungewissheit wurde nur immer grösser und dunkler. End 
lich habe ich aber doch einige Hoffnung, einem Umstande auf der Spur 
zu sein, den ich zwar längst gekannt, aber seinen Einfluss nicht für so 
x ) Der Brief ist in deutscher Schrift geschrieben. Krm.
	        
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