Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1826 Juni 12. 
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macher jetzt auf einer Reise nach München begriffen, die er mir als 
bevorstehend ankündigte, ohne doch den eigentlichen Zeitpunkt derselben 
mit Gewissheit festzusetzen. — Ist der Komet auf Ihrer Sternwarte 
in der letzten Hälfte des Apr. oder im Anfänge des Mai nicht mehr 
beobachtet worden? Meine Beob. 1 ) vom 30. Apr. steht noch isolirt da 
(auf die vom 25. Apr. ist nicht viel zu rechnen). Ich verglich den 
schwachen Kometen, dessen Beob. deswegen etwas erleichtert wurde, 
weil er sich gerade mit zwei kleinen teleskopischen Sternchen in einer 
Linie befand, an diesem Tage 4 mal mit einem vortheilhaft gelegenen 
BESSEi/schen Stern. Aber demunerachtet, und obgleich die 4 Ver 
gleichungen sehr gut unter einander stimmten, wünschte ich doch recht 
sehr, mehrere Beobb. um dieselbe Zeit herum zu kennen, um die Güte 
der meinigen beurtheilen zu können. Bei einem so schwachen Gegen 
stand ist man gegen einen konstanten Fehler in der Schätzung der 
Ein- und Austritte nicht sicher. 
Mit grossem Vergnügen habe ich aus dem mir zuletzt zugekommenen 
Stück von Zach ? s Corresp. Astr. gesehen, dass Pons endlich die leichte 
Kunst begriffen hat, Kreismikrometer-Beobb. anzustellen. Nun werden 
wir hoffentlich künftig nicht mehr so vage und unrichtige Orts 
bestimmungen der von ihm entdeckten Kometen erhalten. 
Gruithuisen (jetzt Prof, der Physischen Astronomie bei der Uni 
versität zu München) hat mir aus Wien geschrieben, dass das Cirkelchen, 
was sich westlich an das sonderbare, von ihm für eine Mondstadt ge 
haltene Gebilde im Flecken Schroeter anschloss, seit 1822 nach und 
nach verschwunden und statt desselben nun auch ein Wallwerk in der 
Form 
zum Vorschein komme. Nach seinem Briefe scheint sich 
auch Fürst Metternich für diese Entdeckungen im Monde zu inter- 
essiren und hat mit den anderen Astronomen gemeinschaftlich beobachten 
wollen. — Man sollte doch glauben, der Fürst habe jetzt an dem tür 
kischen Monde genug zu beobachten, um über die Veränderungen auf 
dem himmlischen Mond unbekümmert zu bleiben. 
Darf ich Sie wohl erinnern, lieber Gauss, mir gelegentlich, wenn 
Sie sie nämlich nicht mehr brauchen, Ihre beiden Briefe * 2 ) über die 
eigene Bewegung unserer Sonne wieder zu schicken? Da jetzt nach 
Bessel’s Untersuchungen die Präcession grösser angenommen werden 
muss, so hat dies auf die Resultate unserer Rechnungen keinen unbe 
0 Siehe Olbers Bd. I, No. 109, S. 416. Krm. 
2 ) Es waren 4 Briefe, No. 486, 488—440, S. 147—151, 154—165, welche Olbers 
im Brief No. 483 vom 11. Okt. 1823, S. 258 auf Gauss’ Wunsch zurückgeschickt 
hatte. Krm.
	        
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