Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1S26 Juli 14. 
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Geodäsie diese neue Auflösungsart bequemer. Ich habe die Absicht, 
die allgemeine Theorie mit ein paar Beispielen, aus Krayenhoff’s und 
meinen Messungen entlehnt, zu erläutern. — Ich gewinne dadurch den 
Vortheil in Zukunft, wenn ich meine Messungen vollständig bekannt 
mache, mich in Rücksicht auf diese Abtheilung des Theoretischen kurz 
fassen und auf die gegenwärtige Abhandlung beziehen zu können, zu 
mal da eine so ausführliche Behandlung, wie ich in dieser nun gebe, 
in jenem Werke ein ’hors d'œuvre sein würde. 
Ob ich in diesem Jahr noch etwas von Beobb. auswärts vor 
nehmen kann, ist noch ungewiss.* Schumacher hat mich in Rücksicht 
auf meine schon vor 3 oder 4 Monaten ihm gemachten Anerbietungen 
wegen des Zenithsektors ganz ohne Antwort gelassen. Der Haupt 
mann Müller ist jetzt in England. 
Es ist mir endlich gelungen, mit der von Bohnenberger zuerst 
ausgeführten Methode 1 ) den Nadirpunkt zu bestimmen; ich halte dies 
für einen sehr wichtigen Fortschritt der praktischen Astronomie. Ich 
habe heute den ersten Versuch gemacht, die Tlieilungsfehler des Kreises 
mit vier REPsoLD’schen Mikroskopen zu bestimmen. Diese Versuche 
müssen freilich sehr vervielfältigt werden. Einstweilen aber zeigt der 
erste, der sich auf 20 Theilstriche von 18 zu 18 Grad bezieht, dass 
die Zenithdistanz rücksichtlich der Theilungsfehler hier keiner merk 
lichen Korrektion bedarf. Ich finde nämlich Korrektion des Resultats 
aus allen 4 Verniers bei 
0° 
90° 
00 
O 
o 
270° 
-f 0",18 
18 
108 
198 
288 
+ 0,12 
36 
126 
216 
306 
— 0,20 
54 
144 
234 
324 
— 0,27 
72 
162 
252 
342 
+ 0,18 
Die Uhr hat ihren Gang noch immer mehr retardirt, vermutlich 
wegen der grossen Hitze. Seit vierzehn Tagen ist der tägliche Gang 
zwischen — 0 S ,6 und — 0 S ,7, die Kompensation also bedeutend zu 
schwach. 
Bei der oben * bemerkten Ungewissheit darf ich für jetzt noch 
keine Pläne zu einer Erholungsreise machen. Meine Gesundheit leidet 
in diesem heissen gewitterreichen Sommer sehr, und ich bin wenigstens 
froh, denselben nicht auf öden Haidbergen zubringen zu müssen. 
Ein Besuch wird mir gemeldet; ich muss daher, um den Brief noch 
dem Hrn. Kraut zeitig mitgeben zu können, hier eiligst schliessen. 
Ueber eine unangenehme Erfahrung, die ich bei Gelegenheit der 
9 Vergi. Brief No. 596 S. 439, 440 und die betreffende Anmerkung. Krm.
	        
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