Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1826 December 8. 
wahrzunehmen. Er kommt mir dazu gar zu wenig konsistent vor und 
zeigte mir keinen so dichten Kern, als der Komet von 1819. 
Dann endlich habe ich den von der Sonne zurückkehrenden Ko 
meten zwischen Wolken am 2., 3. und 5. Dec. auf einige Augenblicke 
gesehen. Am 5. ist mir eine sehr dürftige Vergleichung mit dem Piazzi- 
schen Stern H. XVI No. 270 gelungen, die, aber wohl kaum auf die 
Minute genau, 
Dec. 5. 5 h 41 m l s ^R 252°57'3" +8° 31' 54" 
giebt. Gambart’s obige Elemente fehlen bei dieser Beob. sehr; die von 
Clausen, die Sie aus den A. N. kennen werden, geben die Al etwa 20', 
die Dekl. 30' zu klein. — Der Komet war unerachtet des Mondscheines 
noch recht gut zu sehen und mit blossen Augen zu erkennen; sein 
Schweif auf 6° lang. — Sollten Sie, wie ich hoffe, in Göttingen mehr 
von der Witterung begünstigt worden sein und einige Beobb. erhalten 
haben, so würde ich um die gütige Mittheilung derselben recht sehr 
bitten. 
Auch bei der Sonnenfinsterniss vom 29. Nov. war es hier durchaus 
trübe und beständiger Regen, mir um so unangenehmer, da ich nun 
gar nicht hoffen darf, in diesem Leben noch eine Sonnenfinsterniss 
zu sehen. 
In einem Buche, worin ich gar so etwas nicht suchte oder zu finden 
erwarten konnte, in William Hone, Every Day Book, das voriges Jahr 
heftweise in London mit vielen Holzschnitten herausgekommen ist, finde 
ich ein Fragment einer Selbstbiographie von Flamsteed, aus Flam- 
steed’s eigener Handschrift nach Versicherung des Herausgebers mit 
gewissenhafter Treue abgedruckt. Was mich am meisten darin inter- 
essirte, war das, was er vielfältig über sein Verhältnis zu Newton 
bemerkt. Er beschuldigt Newton der Wortbrüchigkeit, der Kabale und 
der Herrschsucht. Aeusserlich blieben beide immer gute Freunde, be 
suchten und speisten bei einander; aber heimlich, meint Flamsteed, 
suchte ihm Newton auf alle Weise zu schaden. Die Ursache von 
Newton’s Feindschaft setzt er darin, dass er sich diesem nicht ganz, 
wie Halley und Gregory, zum Sklaven hingeben wollte, und nicht in 
die übertriebenen Lobsprüche seiner Schmeichler einstimmen konnte, 
die prahlten, durch Newton wären die Mondtafeln von Horrox so 
verbessert, dass man nun immer den Ort des Mondes bis auf 2' oder 3' 
genau berechnen könne, da hingegen Flamsteed noch immer Fehler 
von 8' bis 9' fand und nicht verhehlte. — Ich glaube, dass der hypo 
chondrische Flamsteed dem grossen Newton sehr unrecht thut und ihm 
Absichten zuschreibt, die Newton gar nicht gehabt hat, und kleine 
ganz unschuldige \ ernachlässigungen übel deutet. Mir scheint vielmehr,
	        
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