Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1827 Februar 25. 
boldt hier persönlich kennen zu lernen, und doppelt angenehm ist es 
mir nun, dass er künftig seinen bleibenden Aufenthalt in Berlin nehmen 
wird. Hoffentlich werde ich im nächsten Frühjahr endlich die Beobb. 
mit dem Zenithsektor zur Ausführung bringen. 
No. 608. Olbers an Ganss. [322 
Bremen, 1827 Februar 25. 
Ihr Brief hat mir eine grosse, recht grosse Freude gemacht, und 
ich danke Ihnen herzlich, dass Sie mir gütigst von Ihren Beschäftigungen 
Nachricht gegeben haben. Ich sehe es wohl ein, dass es nothwendig ist, 
die Gründe der Gründe, worauf Ihre neue und eigentümliche Theorie 
gegründet sein wird, vorher in besonderen Abhandlungen zu geben, ehe 
Sie zu dem Hauptwerke kommen. Nur muss ich leider fürchten, dass 
ich dies nicht mehr erleben werde. Vorläufig bin ich besonders be 
gierig auf Ihr Suppl. Th. comb. obs. etc. Hoffentlich erfahre ich, wenn 
es gedruckt sein wird, dies sogleich. 
Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass Ivory neulich in einer kleinen 
Abhandlung beweisen will, man dürfe die Methode der kleinsten Qua 
drate nicht gebrauchen, um aus den beobachteten Pendellängen die 
wahrscheinlichste Figur der Erde abzuleiten. Ich meine aber, er hat 
höchstens bewiesen, dass man sie anders anwenden müsse, als Kapt. Sabine. 
Seine neue Begründung der Methode der kleinsten Quadrate (Aug. 1826) 
scheint mir etwas Eigentümliches zu haben, aber die Ihrige ist für 
mich befriedigender. — Ueberhaupt hat Ivory diese Zeit viel über die 
Figur unserer Erde sowohl nach der blossen Theorie, als nach den 
beobachteten Pendellängen geschrieben. La Place’s Theorie des Gleich 
gewichts eines homogenen, flüssigen Körpers findet er mangelhaft und 
Poisson’s Verteidigung oder Ergänzung derselben unzulänglich. Er 
scheint in einer sehr reizbaren, streitsüchtigen Stimmung zu sein. Viel 
leicht hat der Umstand, dass ihm die Londoner Königl. Societät für die 
ihr mitgetheilten mathematischen Abhandlungen im vorigen Herbst die 
goldene Medaille zuerkannt hat, seine Grämlichkeit jetzt etwas be 
sänftigt. 
Was Sie mir von den von Ihnen aufgefundenen Irrungen in den 
Resultaten, die Bessel aus seinen Kreisprüfungen zog, schreiben, ist 
mir äusserst interessant und wichtig. Mich wundert, dass Bessel, dem 
Sie dies doch wahrscheinlich angezeigt haben, sich noch gar nicht 
darüber äussert. Dies wird doch gewiss nicht ohne Einfluss auf seine 
Dekl. der Fundamental-Sterne sein, und kann vielleicht die Differenz,
	        
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