Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Gottingen, 1827 März 1. 
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dass Sie die zweite Begründung in der Th. Comb. Obs. meinen, nicht die 
erste in der Th. Mot. Corp. Coel., die damit nichts gemein hat? 
Meine 1 ) Abhandlung oder vielleicht richtiger meine erste Abhand 
lung über die krummen Flächen * 2 ) habe ich vollendet; ich werde sie aber 
der Societät noch nicht übergeben, da doch auf die Ostermesse kein Band 
herauskommt. Die beiden von mir 1825 und 1826 übergebenen Abhand 
lungen über die Biquadratischen Reste 2 ) und Suppl. Th. Comb. Obs. 2 ) 
sind noch nicht zu drucken angefangen. Jene Abhandlung enthält zur 
unmittelbaren Benutzung in meinem künftigen Werk über die Messung 
eigentlich nur ein paar Sätze, nämlich 1) was zur Berechnung des 
Excesses der Summe der 3 Winkel über 180° in einem Dreiecke auf 
einer nicht sphärischen Fläche, wo die Seiten kürzeste Linien sind, 
erforderlich ist, 2) wie in diesem Fall der Excess auf die drei Winkel 
ungleich vertheilt werden muss, damit die Sinus den Seiten gegenüber pro 
portional werden. In praktischer Biicksicht ist dies zwar ganz unwichtig, 
weil in der Tliat bei den grössten Dreiecken, die sich auf der Erde messen 
lassen, diese Ungleichheit in der Vertheilung unmerklich wird, aber die 
Würde der Wissenschaft erfordert doch, dass man die Natur dieser 
Ungleichheit klar begreife. Und so kann man allerdings hier, wie 
öfter, ausrufen: Tantae molis erat, um dahin zu gelangen. — Wichtiger 
aber als die Auflösung dieser 2 Aufgaben ist es, dass die Abhandlung 
mehrere allgemeine Principien begründet, aus denen künftig in einer 
speciellen Untersuchung die Auflösung von einer Menge wichtiger Auf 
gaben abgeleitet werden kann. 
Ich komme noch einmal auf den im Anfang dieses Briefes erwähnten 
Gegenstand zurück. Ich habe bei allen meinen Hülfstafeln und Bech- 
nungen Walbeck’s Abplattung — * _ 3 ) zu Grunde gelegt, aber ich 
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glaube, dass die sämmtlichen bisherigen Gradmessungen, wenn man ihre 
Daten vollständig aufnähme, zeigen würden, dass die ÖABiNE’sche Ab 
plattung gig' beinahe ebenso gut damit würde vereinigen lassen, 
und es scheint mir, dass alle bisher vorhandenen Gradmessungen noch 
viel zu kleine Ausdehnung haben, um die Abplattung in engere Grenzen 
einzuschliessen. Was gewiss ist, ist, dass die Erde ein unregelmässiger 
Körper ist; die Polhöhe der Orte (ganz abstrahirt von Beobachtungs- 
Fehlern) schwanken immer mehrere Sekunden (vielleicht hier und da 
*) Von hier ab bis „beurtheilen können“ wieder abgedruckt in Gauss’ Werken 
Bd. IX, S. 377—879. Krm. 
2 ) Vergl. Brief No. 627 und die betreffende Anmerkung. Zur Abh. über die 
Biquadrat. Beste siehe auch Brief No. 552 vom 20. März 1825. Krm. 
3 ) Vergl. Brief No. 523 vom 6. Juli 1824 und die Anmerkung 2 auf S. 333. Krm.
	        
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