476 Gauss an Olbers. Göttingen, 1827 März 15.
sogleich selbst bemerken werden, so bald Sie nur nicht von einer vor
gefassten Meinung ausgehen, dass irgend etwas daran ist.
Wenig besser scheint mir der andere Aufsatz über die Pendellängen;
die Vorwürfe, die er der Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate
macht, zeigen mir, dass ihr Geist dem Hrn. Ivory ganz fremd ist. Ich finde,
dass Hr. Sabine diese Methode im Wesentlichen ganz richtig angewandt
hat — die Form der Anwendung ist allerdings nicht die zweckmässigste,
und ich habe, unter uns gesagt, eigentlich Sabine, Paucker und Muncke
in der neuen Ausgabe von Gehler, bei meiner Anmerkung in den
A. NA) No. 110 p. 230 mit im Sinn gehabt —; aber darin hat er ge
fehlt, dass er den mittleren zu befürchtenden Fehler in den Resultaten
nicht mit berechnet hat, und dass er durch einen Umstand, welchen
Hr. Ivory mit Recht tadelt, nämlich durch die Zusammenstellung der
verschiedenen Resultate aus verschiedenen Kombinationen, wobei immer
seine Beobb. in der Nähe des Aequators einen überwiegenden Einfluss
behalten müssen, den Schein einer viel grösseren Genauigkeit der End
resultate hervorbringt, als diese wirklich haben. In der That ist es
damit gewissermaassen so, obwohl lange nicht in dem Maasse, wie der
verstorbene Ende zuweilen Polhöhenbestimmungen nach Douwe’s Me
thode machte, indem er immer dieselbe Höhe in der Nähe des Mittags
mit verschiedenen weit davon entfernten verband und dann Resultate
fand, die innerhalb 0",01 übereinstimmten.
Einzeln widerlegen kann man diesen Aufsatz von Ivory ebenso
schwer, da darin ebenso wenig logische Ordnung ist; ich finde auch
nicht den allerkleinsten Grund gegen die Zweckmässigkeit der Methode
der kleinsten Quadrate darin; aber was soll man von dem Verfahren sagen,
welches Ivory dafür substituiren will, indem er die kleinste Pendellänge
mit vielen in grossen Breiten kombinirt, das ist ja eines verständigen
Mathematikers ganz unwürdig und eigentlich das Endesq\\z Verfahren. * 2 )
Die A. N. habe ich erst bis No. 114, vielleicht bringt Lt. Nehus,
den ich täglich hier erwarte, die folgenden mit; ich bin neugierig, ob
Schumacher bei der Abhandlung über den Heliotrop auch die Figuren
hat stechen lassen, in welchem Fall ich wohl mich von weiterer Be
schreibung ganz dispensiren kann, da jeder dann das Wesentliche von
selbst begreift.
Ihrer gütigen Erlaubniss zufolge behalte ich das Journal noch hier,
zumal da manche der übrigen Aufsätze interessant scheinen. Auf dem
Umschläge sehe ich, dass in Vol. 59 eine Theorie der Parallellinien von
Ivory stehen soll, ich bin aber durch die gegenwärtigen Artikel fast
abgeschreckt, mich zu bemühen, ihre Einsicht zu erhalten.
*) Siehe auch Gaüss’ Werke Bd. VI, S. 457. Km.
2 ) Siehe Anmerkung 1 auf der vorhergehenden Seite. Km.