Gauss an Olbers. Göttingen, 1827 Mai 3.
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Die Beobb. 1 ) am Zen .-Sekt, habe ich hier schon in den ersten Tagen
des Apr. angefangen unter Beihülfe des Hrn. Nehus, der ein sehr ge
schickter Beobachter ist. Ich habe 37 Sterne von 13 h 27 m —17 h O U1 ^
ausgewählt, wovon ich wenigstens die Mehrzahl 12 Mal zu beobachten
wünsche. Durch die Jahreszeit und durch den Umstand, dass bei
Allianz-Arbeiten man über rasches Ineinandergreifen weniger Herr ist,
bin ich zu einer so grossen Ausdehnung genöthigt, da sehr zu be
fürchten ist, dass ich von einem grossen Theil der Sterne in Altona
wenig oder gar keine korrespondirenden [Beobb.] mehr werde erhalten
können. Unter Begünstigung des Wetters kann ich vielleicht unter
8 Tagen hier fertig sein. Der Sektor ist ein unbequemes Instrument,
besonders für einen Kurzsichtigen. Glücklicher Weise ist Hr. Nehus ein
sehr brauchbarer Gehülfe. Aber schmerzlich empfinde ich und werde
es empfinden, dass ich bei den langen mechanischen Rechnungen über
wenig nachhaltige Hülfe gebieten kann. 8 Sterne habe ich bisher
reducirt, und es scheint, dass der mittlere Fehler einer Beob. etwa
1",05 (wahrscheinlicher 0",7) ist, ungefähr ebenso gross wie am Meri
diankreise, insofern man sich nicht auf besonders günstige Luft ein
schränkt. Ich glaube, dass der grössere Theil dieses Fehlers, als von
dem Tremuliren der Sterne abhängig, durchaus unvermeidlich ist, und
also eine grössere Vollkommenheit der Instrumente für laufende Beobb.
von geringem Werth ist. Bei Beschränkung auf günstige Luft, die
aber immer nur wenige Stunden dauert und manchmal Monate lang
gar nicht eintritt, ist der Fehler am Mer[idian]-Kr[eis] viel geringer,
insofern man mit Mikroskopen statt der Verniers abliest und den Null
punkt immer durch Nadirbeobb. bestimmt.
Wie sehr ich wünsche, Sie, bester Olbers, bald einmal in Bremen
zu sehen, brauche ich [Ihnen ja] 2 ) nicht zu sagen. Ich weiss aber
nicht, ob dies bei der vorhabenden Expedition nach Altona [möglich]
sein wird. Leider haben sich viele zu Vorlesungen gemeldet, die ich
augenblicklich nach meiner Zurückkunft anzufangen und diese also
nach Möglichkeit zu beschleunigen haben werde.
Mein ältester Sohn in H[annover] macht mir viele Sorge. Er ist
nun fast 2^ Jahr Kadett und hat sein Fach mit wahrem Eifer getrieben.
Aber ich besorge, dass das leidige verrufene Konnexionswesen in
H[annover] seinem Avancement noch lange allerlei nichtige Vorwände
in den Weg stellen wird. Ich gestehe, dass es meiner Söhne wegen
mir doppelt leid thut, den Ruf nach B[erlin] damals nicht haben an
nehmen zu können.
*) Vergl. Brief No. 301 im Briefwechsel Gauss-Schumacheb und No. 156 im Brief
wechsel Gauss-Bessel. Krm.
2 ) Die eingeklammerten Worte sind im Originalbrief abgerissen. Krm.
Olbers. II, 2 31