514
Olbers an Gauss. Bremen, 1828 August 12.
klein ist, so wird auch der Komet nur sehr mässig von der Sonne er
wärmt werden. Ist die Summe der von den Sonnenstrahlen in einem
bestimmten Zeitraum erhaltenen Wärme grösser oder kleiner als die
jenige, die der Komet in derselben Zeit nach den Erkaltungs-Gesetzen
im Weltraum verliert, so wird sich das Volumen des Kometen im ersten
Fall vergrössern, im andern verkleinern u. s. w.
Auf diese Art habe ich mir bisher die Möglichkeit gedacht, dass
auch Kometen bloss aus elastischem Dunst bestehen könnten. Ich bin
aber allerdings der Meinung, dass viele einen wirklich festen, starren
oder tropfbar flüssigen Kern haben, und völlig mit Ihnen überzeugt,
dass die bisherigen Beobb., da man Fixsterne mit ungeschwächtem Licht
vermeintlich mitten durch einen Kometen gesehen hat, für nichts be
weisen.
Die Akten über die angebliche Excentricität des t» 1 ) in seinem
Ringe scheinen noch nicht ganz geschlossen, Heeschel und South
haben die wirklichen dunkeln Zwischenräume, nicht wie Struve die
ganzen Ansen, zu messen versucht, und allerdings im Mittel aus 35 Mes
sungen den östlichen Zwischenraum grösser (3",607) als den westlichen
(3",532) gefunden. Allein theils ist dieser Unterschied 0",075 weit
kleiner, als Steuve zwischen den beiden Ansen fand, theils scheinen
auch die Messungen unter sich nicht sehr übereinstimmend gewesen zu
sein; zwanzig von diesen 35 Messungen wurden am 26. Apr. genommen,
10 von Heeschel und 10 von South, und gaben die Zwischenräume
Westlicher Oestlicher
Heeschel .... 3",612 3",442
South 3,331 3,502
Doch schien auch Heeschel an diesem Tage der blossen Schätzung
nach der östliche Zwischenraum grösser. Es muss also, wie Sie mit
Recht bemerken, auf diese scheinbare Ungleichheit der beiden Zwischen
räume noch etwas anderes Einfluss haben, als die etwa wirklich vor
handene, da diese letztere auf alle Fälle zu klein ist, um mit dem
blossen Augenmaass beurtheilt zu werden.
Sie haben mich, lieber Gauss, wiederholt aufgefordert, Ihnen Preis
fragen vorzuschlagen. Wahrscheinlich ist dies Scherz; denn von mir
armen Dilettanten werden Sie wohl im Ernst keine zweckmässigen Preis
fragen erwarten. Indessen mag es freilich nachgerade nicht leicht
sein, eine solche zu finden, deren Beantwortung theils wichtig genug,
anderntheils aber auch nicht gar zu beschwerlich oder wohl gar in
einem beschränkten Zeitraum nicht möglich ist. Deswegen hat wohl
die Pariser Akademie statt ihren beiden letzten, noch immer unbeant-
0 V er gl. Brief No. 630 S. 509 und die betreffende Anmerkung. Krm.