Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1830 Februar 22. 
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nicht bloss den genialen einzigen Künstler, sondern auch den kräftigen 
trefflichen Mann. Alle Jahre pflegte er mich ein- oder zweimal zu be 
suchen und sein freilich immer sehr kurzer Besuch war jedes Mal ein 
wahres Fest für mich. 
Rümker ist in diesen Tagen hier durchgekommen; leider war ich 
noch zu krank, um mich so lange, wie ich wohl gewünscht hätte, mit 
ihm unterhalten zu können. Er geht wieder, wie Sie wissen, nach 
Paramatta zurück, was mir sehr lieb ist. Denn dort kann er nützlicher 
sein, als hier in Europa. Er kam jetzt von Paris, wo er nur wenige 
Tage gewesen war, und ging nach Hamburg und Altona. Er bedauerte 
nichts mehr, als dass die Kürze seines Urlaubs ihm schwerlich ver- 
statten würde, nach Göttingen zu gehen, was er doch so sehr wünschte. 
Zach lebt jetzt in Paris. Vom Steine hat ihn Civiale angeblich 
ganz befreit; aber an einem unheilbaren Blasen-Katarrh leidet er fast 
ebenso viel Schmerzen. Doch soll sein Geist noch ganz munter und 
thätig sein. 
Ich habe wieder einen sehr schmerzlichen Verlust erlitten. Meine 
gute, mir so liebe Schwägerin, die verwitwete Amtmann Olbers, ist 
während meiner Krankheit gestorben und wird heute beerdigt. So 
verlieren wir alten Leute nach und nach alles, was uns auf dieser 
Welt lieb und werth war. 
Doch ich halte Sie zu lange mit meinem Geschwätz auf, und ich 
bin ohnehin nicht gewiss, ob Sie auch dieses Gekritzel, noch ein Beweis 
meiner Schwäche, werden entziffern können. Ich bitte recht sehr, 
lassen Sie mich recht bald etwas von sich hören. Mich verlangt sehr, 
zu erfahren, wie Sie, wie Ihre verehrte Frau Gemahlin den Winter 
überstanden haben, und wie es Ihren lieben Kindern geht. 
der Mahlzeit zum Feuer abgerufen [Repsold war auch Oberspritzenmeister von Ham 
burg. Krm.], wo er nur einige Minuten gewesen war, als ihn herabfallendes Gemäuer 
traf und Brust, Arme und Beine zerschmetterte. Er soll noch ein paar Minuten die 
Pupillen der Augen bewegt haben, dies sind aber auch die einzigen Lebenszeichen, 
die man bemerkt hat. Kein Schrei, kein Stöhnen ist gehört. Er scheint, wie vom 
Blitz getroffen, schmerzlos, in der heitersten Stimmung, ohne den Tod zu ahnen, uns 
verlassen zu haben, und ich glaube, man darf seinen Tod beneidenswerth nennen. 
Nehmen Sie dazu, dass er seit einiger Zeit an einem trocknen verdächtigen Husten 
litt und die Nächte, wie er klagte, grössten Theils schlaflos und in einem fieber 
haften Zustande hinbrachte, auch seiner eigenen Aussage nach das Interesse an allem, 
•selbst an seiner Arbeit verlor.“ Krm.
	        
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