Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1830 März 15. 
und wenn meine Messungen von Bentheim über Ostfriesland bis Jever 
fortgeführt sein werden, wird, hoffe ich, der Unterschied noch kleiner 
sein müssen. Lecoq’s Bestimmungen sind zum Theil ganz enorm un 
richtig; z. B. der Längenunterschied zwischen Bielefeld und Melle ist 
nach Lecoq 8' 50",1, während er in Wahrheit 11'37",6 ist. 
No. 639. Olbers an Gauss. [338 
Bremen, 1830 März 15. 
Unsere Briefe haben sich gekreuzt, aber ich kann nicht unter 
lassen, Ihnen zu der frohen Nachricht von der Verlobung Ihrer ge 
liebten Tochter mit dem Hrn. Prof. Ewald meinen herzlichsten, innigsten, 
theilnelimendsten Glückwunsch abzustatten. Ich höre von allen Seiten 
hier so viel ungemein Vortheilhaftes von Ihrem künftigen, in der ge 
lehrten Welt schon so rühmlich bekannten Schwiegersohn, dass ich gar 
nicht zweifle, diese Verbindung wird das Glück Ihrer lieben Tochter 
dauerhaft begründen und für Sie und die Ihrigen die Quelle vieler 
Familien- und Vaterfreuden werden. Bezeugen Sie doch, ich bitte, so 
wohl meiner theuren Pathe als auch unbekannter Weise dem Hrn. 
Professor meine glück wünschende Theilnahme. 
Gern möchte ich bei der Gelegenheit auch etwas Näheres und Be 
stimmtes von meinem anderen lieben Pathen, Ihrem Hrn. Sohn, hören. 
Ich bitte Sie, lieber Gauss, sagen Sie mir doch, was er macht, wozu 
er sich bestimmt hat, und wie und wo er sich zu seiner Bestimmung 
vorbereitet? 
Mit Leidwesen sehe ich, dass Ihre verehrte Gattin noch immer 
leidend ist. Möge das jetzt herannahende Frühjahr doch einen wohl- 
thätigen Einfluss auf ihre Gesundheit haben. — Auf diesen Frühling 
hoffe auch ich, da meine Erholung nur langsam fortschreitet. Indessen 
fahre ich doch schon von Zeit zu Zeit aus und komme zuweilen unter 
Menschen. 
Die Wassersnoth ist hier gross und schrecklich gewesen. Viele 
Menschen haben ihre Häuser, ihr ganzes Besitzthum, wenigstens 10 ihr 
Leben in den Fluthen verloren. Noch wohnen wir auf einer Insel. 
Unser ganzes kleines Gebiet steht unter Wasser, das selbst bis in die 
V orstädte reicht. Deiche und Kunstwege sind durchbrochen. Die 
Brücken über die kleineren Flüsse Wümme, Ochtum u. s. w. zerstört. 
Den jetzigen dringendsten Bedürfnissen der Unglücklichen wird durch 
einen, die wolilthätigen Gaben ihrer Mitbürger zweckmässig an wen 
denden Verein abgeholfen; aber der verursachte Schaden wird noch
	        
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