Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1830 April 28. 
539 
dazu künftig (aber schwerlich bald) einmal Musse zu Gebote, wo ich 
mir die Papiere wieder ausbitten werde. Ich bin nicht ganz abgeneigt 
zu glauben, dass die Rechnungen, wovon die Haupt-Incidenzpunkte auf 
dem Oktavblatt stehen, nicht fehlerfrei sind, namentlich dass das o 
(11' 17",3), wrnvon das meiste abhängt, bedeutend zu gross ist, aber 
wie gesagt, Rechnungen habe ich gar nicht anstellen können, sondern 
bloss ein vages Aperçu erregt in dieser Beziehung bei mir einigen 
Verdacht. 
Dass schon Hr. Petersen 1 ) mir über diesen Gegenstand Mitthei 
lungen gemacht hat, ist mir durchaus nicht erinnerlich; sollte solches 
geschehen sein, so kann ich nur in meinen überhäuften, so verschieden 
artigen Beschäftigungen eine Entschuldigung finden, solches völlig ver 
gessen zu haben. In der That wird meine Zeit besonders jetzt durch 
so unabsehbar viele Dinge in Anspruch genommen — die Sorgen und 
Besorgungen für 5 Kinder machen davon freilich einen grossen Tlieil 
aus —, dass ich oft nicht weiss, wo mir der Kopf steht, und an wissen 
schaftliche Arbeiten jetzt gar nicht denken kann. Entschuldigen Sie 
daher freundlich auch die Kürze und Leerheit dieser Zeilen. 
No. 642. Olbers an Gauss. [339 
Bremen, 1830 April 28. 
Ich benutze die Gelegenheit, da Hr. Gehle, ein Theologie stu- 
dirender Bremer, der hier während der Ferien bei seinen Eltern zum 
Besuch war, wieder nach Göttingen zurückkehrt, um Ihnen für Ihren 
gütigen Brief vom 7. d. M. und das Geschenk Ihrer so höchst wichtigen, 
Epoche machenden Theoria figurae fluidormn in statu aequilibrii den 
verpflichtetsten Dank abzustatten. Es ist erfreulich, dass von Ihrem 
Wahlspruch „Pauca sed maturci“ doch nur das letzte eigentlich An 
wendung findet, und der unvergleichliche Baum 1 2 ) doch auch viele 
Früchte trägt. 
Zugleich, mein theurer Gauss, bitte ich Sie um Ihre Verwendung 
bei Ihrer Fräulein Tochter Wilhelmine, dass dieselbe beikommendes, 
freilich sehr unbedeutendes kleines Andenken Ihres alten Patlien gütig 
und nachsichtsvoll aufnehmen möge. Es ist von den wiederholten herz 
1 ) Muss heissen Peters; vergl. nächsten Brief von Olbers sowie Brief No. 637, 
S. 529—530. Sch. 
2 ) Wohl eine Anspielung auf das Siegel, das Gauss in letzter Zeit benutzte, ein 
Früchte tragender Lorbeerbaum mit seinem Wahlspruch „pauca sed matura“. Krm.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.