Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1831 Juni 13. 
Benzenberg will sich noch nicht geben. Er rüstet vielmehr eine 
neue Schrift auf künftiges Jahr zu, in der er, wie er mir schreibt, 
Ihnen einen eigenen Abschnitt zugedacht hat. Er beschuldigt Sie einer 
unrichtigen Rechnung, weil Sie nur für 3 Atmosphären, nicht zugleich 
für den Wasserdampf gerechnet hätten. Als wenn nicht ausdrücklich 
bei ihm und also auch bei Ihnen nur von völlig trockener Luft die 
Rede gewesen wäre. — Er hat Schumacher aufgefordert, die Baro 
meter-Messungen auf dem Michaelisthurm zu unternehmen, der ihm aber 
antworten wird, er fände Experimente ganz unnütz, wodurch man 
untersuchen wolle, ob 2 mal 2 wirklich 4 wäre. — Kurz, es herrscht 
eine fixe Idee bei dem guten Benzenberg, und ich fürchte mich ordent 
lich auf seine nun bald bevorstehende Herkunft; denn mit Leuten in 
solchem Seelenzustande ist beschwerlich umzugehen. 
Poisson wird Ihnen wohl schon seine Abhandlung über die Haar 
röhrchen-Anziehung selbst geschickt haben? Ich kenne sie nur aus der 
Einleitung, die in den Anuales de Chimie et Physiqne von Arago ab 
gedruckt ist. Ich kann mir, wenn ich ihn anders recht verstehe, un 
möglich denken, dass die geringere Dichtigkeit der obersten Schicht 
einer Flüssigkeit hier eine besondere Rücksicht verdiene, und mit in 
Rechnung zu ziehen sei, da sie doch wohl nur ganz unmerklich von 
der Dichtigkeit der folgenden Schichten verschieden sein kann. 
Encke hat durch sein Jahrbuch eine grosse Verbesserung in der 
Comí. d. T. und dem Naut. Alm. veranlasst, die zwar erst in den Jahr 
gängen für 1834 vollständig werden soll, aber doch in den mir kürz 
lich zugekommenen Jahrgängen für 1833 sehr sichtbar ist. 
Nun noch eine Frage und Bitte, mein theurer Freund. Sie haben 
mir aus Ihren Messungen die Erhöhung des Fussbodens der Göttinger 
Sternwarte über dein Spiegel der Nordsee zur Zeit der Ebbe bei Lang 
warden zu 163m = 503,3 Par. Fuss, 1 ) und über Schumacher’s Baro 
meter zu 357,8 Fuss 1 ) angegeben. Nach Schumacher stellt aber seine 
Barometerkapsel 20,26 Toisen = 121,56 Fuss über dem Spiegel der 
Ostsee. Mithin müsste die Nordsee bei der Ebbe 23,9 Fuss unter dem 
Spiegel der Ostsee liegen. Ich weiss wohl, dass schon einmal von 
dieser merklichen Differenz unter uns die Rede gewesen ist; allein ich 
möchte nun gern wissen, ob sich dieser Umstand nicht nachher näher 
aufgeklärt hat, und wie der Kontrast aufzuklären und auszugleichen 
sein möchte. Es scheint mir, dass die Ostsee überhaupt höher sein 
muss, als die Nordsee bei der tiefsten Ebbe, und dass auch die Ostsee 
beim Ostwinde an den dänischen Küsten merklich über ihr gewölin- 
) A ergl. Brief No. 541 vom 28. Jan. 1825, S. 369 und No. 549 vom 19. Febr. 
1825, S. 376, ferner No. 585 vom 4. Juli 1825, S. 418. Krm.
	        
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