Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1831 December 10. 577 
tungsfähig bewährt habe, das Kapital erhalten solle. Sollte er aber 
so entartet sein, diese mütterlichen Bestimmungen anfechten zu wollen, 
so solle er auf den Pflichttheil gesetzt sein. Alle diese Bestimmungen 
sind mit grosser Klarheit und Unzweideutigkeit abgefasst (mir selbst 
sind sie erst nach dem Tode bekannt geworden); ob sie allen Forde 
rungen der juristischen Formen genau entsprechen, vermag ich nicht 
zu beurtheilen. 
Darf ich nun, mein theuerster Olbers, meiner Hoffnung, dass Sie mir 
es nicht versagen werden, meinen getrübten Blick mit Ihrem hellen zu 
erleuchten und zu richten, noch die Frage hinzufügen, ob im Fall Sie 
überhaupt eine Antwort angemessen halten, Sie ohne zu grosse Be 
schwerde die Expedition nach Amerika gütigst besorgen könnten? 
Nach dieser traurigen Angelegenheit, die mich täglich und stünd 
lich drückt, will ich doch auch mit ein paar Worten etwas Ange 
nehmeres berühren. Sie fragten in Ihrem letzten Briefe, ob Mayer’s 
Stelle noch nicht wieder besetzt werde? Ich muss also wohl vergessen 
haben, Ihnen früher zu melden (ich hätte es schon im Frühjahr ge 
konnt), dass diese Stelle (nicht ohne mein Zuthun, unter uns) an 
W. Weber konferirt ist, der auch schon seit dem mir so bedeutungs 
vollen 12. Sept. hier ist. Er ist ein ebenso liebenswürdiger als talent 
voller junger Mann, der gewiss einst unter den ersten Namen Göt 
tingens glänzen wird, und der Umgang mit ihm lässt mich wenigstens 
manche Stunde meine eigenen Leiden vergessen. Prof. Schmidt wird 
die zuerst Gerling angetragene Stelle in Tübingen erhalten. 
Möge Ihr nächster Brief mir auch recht erfreuliche Nachrichten 
über Ihr Befinden geben. Jede Zeile von Ihnen ist, [das] wissen Sie, 
ein Kleinod für mich. 
P. S. Verzeihung für die durch ein Versehen ungewöhnliche Be 
schreibung des Papiers. 
No. 666. Ganss an Olbers. [зи 
Göttingen, 1831 December 10. 
In Ihrem Briefe 1 ) verehre ich mit gerührtem Danke einen aber 
maligen Beweis Ihrer theilnehmenden Freundschaft. Eine entschiedene 
Ansicht von Ihnen hätte nicht anders als von grossem Gewicht bei mir 
sein können. Da Sie aber eine solche nicht ausgesprochen haben, so 
muss ich wohl selbst ein Facit ziehen. 
0 Dieser Brief Olbers’, ungefähr vom Anfang Dec. 1831, ist nicht mehr vor 
handen. Krm. 
Olbers. II, 2. 
37
	        
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