Gauss an 0 Ibers. Göttingen, 1832 August 2.
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Ich habe sogar schon zuweilen bei Nacht etwas grössere Schwingungen
eingeleitet, aber nicht wie Hr. Quetelet von 60°, sondern z. B. von 10°,
wo ich die Nadel bei Nacht ihrem Schicksal überlassen habe, und
nach dem Aufstehen am anderen Morgen mit Sicherheit habe angeben
können, wie viele Schwingungen unterdessen gemacht sind.
Nichts desto weniger ist der modus prior (pag. 3) der Anlage dem
zweiten bei iveitern nachzusetzen, und zwar deswegen, weil jener eine
viel längere Zeit erfordert, während welcher die Veränderlichkeit des
Erdmagnetismus sich auf das Entschiedenste bemerklich macht. Ich
habe zwar auch mehrere Versuche nach dem modus prior gemacht, die
nahe dieselben Resultate geben, werde aber bei denen, die gelten sollen,
mich nur auf den zweiten Modus beschränken. Vielleicht interessirt
es Sie, die Resultate meiner letzten Versuche, obwohl solche immer
erst als vorläufige zu betrachten sind, kennen zu lernen.
Als Einheiten angenommen:
1) das Gewicht, id est die Masse, die man ein Milligramm
nennt,
2) das Millimeter,
3) diejenige beschleunigende Kraft, die in der Zeitsekunde
einen doppelten Fall von 1 mm hervorbringt, wobei also
die Schwere in Göttingen = 9812 ist,
ist die Intensität des horizontalen Theils des Erdmagnetismus in
Göttingen
nach Versuchen vom 22.—26. Juli mit
Nadel 1 = 1,7762
mit Nadel A = 1,7780
im Mittel . . . = 1,7771*)
wovon also die beiden einzelnen Resultate nicht viel mehr als den
2000. Theil abweichen. Die Veränderung der Intensität während eines
Tages ist öfter 4 mal so gross.
Ein früherer Versuch, mit fast gleichen Attentionen gemacht, gab
1,7650
aber in einem anderen Lokal, wo eben die Lokalität sehr gut 4 °/ 0
Unterschied leicht erklärt, da überall Eisen nicht zu vermeiden war.
Ich werde demnächst auch das Verhältniss der Intensität am ersteren
Lokal zu der ganz im Freien zu bestimmen suchen.
Noch frühere Versuche, wobei aber manche Kautelen*) **) noch nicht
*) Die Zahl bleibt dieselbe, wenn man resp. das Gramm und das Meter als Ein
heit ansiebt.
**) Z. B. auch wegen Torsion der Fäden.