Gauss an Olbers. Göttingen, 1833 November 20.
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Angenehm ist es mir auch gewesen, dass Airy, wie ich schon
längst gewünscht hatte, den Abstand 1 ) des 4. 4 Trabanten von seinem
Hauptplaneten von Neuem genauer untersucht hat. Gleich wie Bessel
sein grosses Heliometer erhalten hatte, forderte ich ihn zu dieser Unter
suchung auf. Aus Airy’s Beobb. ergiebt sich nun, dass 4 seine Tra
banten nicht mit der La PLACE’schen, sondern mit einer Masse 1 ) an
zieht, die der von Ihnen aus den Störungen der Pallas bestimmten sehr
nahe kommt, ja noch etwas grösser als die ENCKE’sclie scheint.
Wenn es irgend möglich ist, so erfreuen Sie mich bald, lieber
tlieurer Freund, mit einigen Zeilen.
No. 678. Gauss an Olbers. * 2 ) [319
Göttingen, 1833 November 20.
Es ist sehr lange her, dass ich von Ihnen keine Nachrichten, und wie
ich besorge noch länger, dass ich Ihnen nicht geschrieben habe. Theils
durch wirklich recht überhäufte und zeitversplitternde Arbeiten, theils
(oder noch mehr) durch mancherlei Bekümmernisse und Sorgen bin ich
in aller Korrespondenz zurückbleibend geworden. Ich darf jedoch nicht
länger anstehen, Ihnen wenigstens ein Lebenszeichen zu geben.
Mit meiner Vorlesung über die Intensität des Erdmagnetismus, von
welcher ausnahmsweise schon jetzt, also mehrere Jahre vor dem mutli-
maasslichen Erscheinen des betreffenden Bandes der Comw., ein be
sonderer Abdruck ausgegeben ist, komme ich bei Ihnen zu spät; in
zwischen hoffe ich, dass Sie das beikommende Exemplar, wenn auch
nur des vielleicht besseren Papiers wegen, noch freundlich annehmen
werden. Ich weiss nicht, ob Sie vielleicht Poggendorff’s Uebersetzung 3 )
in seiner Zeitschrift beachtet haben; diese ist ganz missrathen und
völlig unbrauchbar, da sie die krassesten Fehler enthält.
Das magnetische Observatorium ist bis auf einige innere Einrich
tungen vollendet, und ich habe bereits vorläufig einen der bisherigen
Apparate hineingestellt und angefangen, die Berichtigungen behufs
Nullpunkt der Fadentorsion, besten Platzes der Aufstellung etc. vorzu
nehmen, wobei ich durch die Kürze und Dunkelheit der Tage, von
*) Vergl. hierzu Olbers Bd. I No. 151, S. 510 Anmerkung 1, ferner No. 153,
S. 512—519. Krm.
2 ) Dieser Brief ist mit Ausnahme einiger Stellen wieder abgedruckt in E. Sche
ring, C. F. Gauss und die Erforschung des Erdmagnetismus, S. 56—58. Göttingen
1887. Krm.
3 ) Yergl. Poggendorff’s Annalen der Physik und Chemie, 28. Bd. 1833, 6. und
8. Stück. Krm.