Gauss an Olbers. [Gottingen, 1835 Februar.]
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No. 684. Gauss an Olbers. [322
[Göttingen, 1835 Februar.] 1 )
Da Sie die erste Probe von vergleichenden magnetischen Beobb.
so gütig aufgenommen haben, so wird, hoffe ich, eine zweite 2 ) ein ebenso
grosses Interesse haben. Es sind die 24stündigen Beobb. an dem ersten
neuen Termin, in Göttingen, Leipzig und Berlin gemacht. Sie haben
vor den früheren den Vorzug einer längeren zusammenhängenden Dauer,
und dass an drei Orten beobachtet ist, stehen ihnen dagegen vielleicht
in der Beziehung etwas nach, dass bei der grossen Anzahl der Per
sonen, die sich in die Arbeiten getheilt haben (hier ihrer 8, ich selbst
ohne Antheil), nicht alle gleich geübt waren, so wie auch in Berlin nur
eine kleine Nadel (4 U) aufgehängt ist, während in Göttingen und
Leipzig 4pfündige sind. Es ist zu bemerken, dass das Aufträgen nur
nach nominellen Skalentheilen geschehen ist, die in Göttingen und
Berlin gleiche Geltung haben (21",3), in Leipzig aber eine etwas
grössere, deren genauer Werth mir aber noch nicht bekannt ist, auch
wohl noch eine Zeit lang unbekannt bleiben wird, da die grosse Tor
sionskraft des Metallfadens einen erheblichen Einfluss hat, mit dessen
Ermittelung Hr. Prof. Möbius noch nicht umgehen zu können scheint.
— Eine dritte 3 ) noch viel interessantere Probe wird jetzt in Kupfer
gestochen, und wird Ihnen demnächst auf anderem Wege zukommen.
Ueber das, was seit Juli 1834 hier Neues hinzugekommen, werde
ich vielleicht bald eine Notiz in den O. A. 4 ) geben. Die 25pfündige
Nadel in der Sternwarte, mit ihrem Multiplikator von 270 Windungen
unter 2700 Fuss Drahtlänge, in der grossen bis zum phys. Kabinet
gehenden Kette, worin der Strom eine Drahtlänge von fast 4 Meile zu
durchlaufen hat, bietet zu vielen interessanten Versuchen Gelegenheit,
die noch auf lange Zeit Beschäftigung geben, und noch umfassendere
geben könnten, wenn die Geldmittel nicht so beschränkt wären. Ein
0 Datum nach dem Inhalt dieses Briefes (Anmerkung- 2 unten und Anmerkung- 1
auf S. 620) vermuthlich Ende Jan. oder Fehl-, Krm.
2 ) Die Beilage, die Kurven der magnetischen Variation zu Berlin, Leipzig und
Göttingen nach den Beobb. vom 29.—30. Nov. 1834 enthaltend, ist hier fortge
lassen; sie befindet sich in Poggendorff’s Annalen der Physik und Chemie, 1835
Bd. 34, vergl. auch Anmerkung 4 dieser Seite. Krm.
3 ) Gleichzeitige Beobb. der magnetischen Variation zu Kopenhagen und Mailand
am 5.—6. Nov. 1834, veröffentlicht in den A. N. Bd. 12, No. 276, wieder abgedruckt
in Gauss’ Werken Bd. V, S. 537—540. Vergl. auch Briefwechsel Gauss-Schumacher,
Brief No. 464—466 und die folgenden. Krm.
4 ) Gött. Gel. Anz. 36. Stück, 1835 März 7, Gauss’ Werke Bd. V, S. 528—536. Krm.