Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

624 
Gauss an 0 Ibers. Göttingen, 1835 April 22. 
auch nicht viel werth. allein dem Wetter kann ich daran keine Schuld 
beimessen, da kühle, selbst rauhe Witterung mir im Allgemeinen am 
besten zusagt, während solche Wärme, wie z. B. die des vorigen Som 
mers, meine Kräfte aufreibt. 
Aus Amerika habe ich noch keine Nachricht weiter. Ich glaube 
nicht, dass unsere Bibliothek die von Ihnen erwähnte Uebersetzung 
besitzt, deren Existenz wie ihr Verfasser und sein Aufenthaltsort mir 
ganz unbekannt war. 
Mit Verwunderung sehe ich aus Ihrem Briefe, dass unsere armen 
G. A. in Bremen so wenig gelesen werden, und lege Ihnen daher einen 
Extra-Abdruck, 1 ) den ich von einer Relation über einen von mir ge 
haltenen Vortrag habe nehmen lassen, bei. Sehr viel Neues werden Sie 
freilich wohl nicht mehr darin finden, da ich das meiste, wenn ich mich 
recht erinnere, Ihnen vorher brieflich mitgetheilt hatte. Zu Vermuthungen 
über die Ursachen der magnetischen Veränderungen liegt noch zu wenig 
Stoff vor, und ich habe immer eine Abneigung oder wenigstens eine 
Scheu, Vermuthungen zu machen, wo eine Basis fehlt. Aber für kos 
misch in dem Sinne, wie man das Wort nimmt, halte ich die Ursachen 
durchaus nicht. Die Frage kann bloss sein, ob sie unterhalb oder ober 
halb der Erdoberfläche ihren Sitz haben. Ich hoffe, dass die Erfahrungen 
in Zukunft darüber entscheiden werden. 
Die Induktionsversuche 2 ) sollen hier bald nach einem noch grösseren 
Maasstabe gemacht werden. Es wird eine Induktionsrolle zubereitet, 
wozu etwa für 20 Rthlr. Draht verwandt wird (übersponnener), circa 
3500 Fuss Länge zu etwa ebenso vielen (3500) Umwindungen. Wie 
ganz anders könnten die Resultate ausfallen, wenn grosse Geldmittel 
dazu verwandt werden könnten! Sie wissen wohl nicht, dass das jähr 
liche Budget für Sternwarte und Magnetisches Observatorium zusammen 
nur 150 Rthlr. Courant beträgt. Ich muss also meine Kräfte theilen 
1. auf die Sache, 2. darauf, wie mit sehr geringfügigen Mitteln viel zu 
leisten ist. Von Steinheil’s Photometer, so wie von den Vorschlägen 
des anderen Konkurrenten ist eine ausführliche Beschreibung in den 
G. G. M. 3 ) gegeben. Ich bedauere ausserordentlich, dass ich gar keine 
Extra-Abdrücke von dem Blatt habe machen lassen, und in diesem Augen 
blick auch nicht einmal Herr von meinem eigenen Exemplar bin. Ich 
habe es einem Freund geliehen, der gerade verreist ist und nicht unter 
0 Dieser Abdruck (36. Stück der G. G. A.) ist nicht mehr bei den Original 
briefen. Vergl. Brief No. 684 S. 617 Anmerkung 2 und 4. Krm. 
2 ) Vergl. hierzu Briefwechsel Gauss-Schumacher, Brief No. 478 vom 5. Apr. und 
No. 487 vom 6. Aug. 1835. Krm. 
3 ) Gott. Gel. Anz. 34,—35. Stück, 1835 März 5, Gauss’ Werke Bd. VI, S. 649 
bis 652. Krm.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.