Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1836 Juli 23. 
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sehr rühmliche Ausnahmen gefunden. Namentlich rühmt er sehr den 
Hannoverschen Konsul Meyer, einen Hrn. Vezir oder Vezin, und Hrn. 
Vaughan, Sekretär der Philadelphian Philosophical Society. Letzterer 
habe ihm vielfache Gelegenheit zur Bekanntschaft mit interessanten 
Personen in Beziehung auf seinen Hauptzweck, das Studium der Eisen 
bahnen, eröffnet. Der enorme Gewinn, welchen die die Erbauung der 
Eisenbahnen dort leitenden Personen [erzielen], setzt den bloss an euro 
päischen (oder Hannoverschen) Maasstab gewöhnten in Erstaunen. Er 
erwähnt eines Mannes, der zugleich die Erbauung von drei neuen 
Bahnen leite und dafür ein Honorar von 5000 Dollars für jede, also 
zusammen 22500 preuss. Thaler per annum erhalte. 
Meine älteste, leider fortwährend sehr schwache Tochter ist vor 
acht Tagen abermals nach Ems zur Badekur abgereist, zur Gesell 
schaft hat sie die Nièce unseres sel. Harding (Tochter des in Klaus 
thal gestandenen Superintendent Harding) mitgenommen. 
In der Casseler Zeitung, ich glaube vom 10. Juni, fand ich in der 
Fremdenliste die Ankunft des Hrn. Senator Olbers aus Bremen mit 
Familie und Dienerschaft. Eine darauf basirte Präsumtion scheint sich 
jedoch mit der Art, wie Sie der Beise Ihres Hrn. Sohnes nach Pyrmont 
erwähnen, kaum zu vertragen. 
Im vorigen Frühjahr habe ich mich einige Wochen hindurch viel 
mit optischen Versuchen 1 ) beschäftigt, namentlich in Beziehung auf die 
Diffraktion, w T ofür ich einen ScHWERD’schen Apparat erhalten habe. 
Diese Gegenstände werden mir fast ebenso interessant, wie Magnetismus 
und Galvanismus. Ich habe jedoch jetzt mich mit Gewalt ganz wieder 
davon trennen müssen, da es mir dazu an Zeit fehlt. 
Ganz besonders wird meine Zeit jetzt in Anspruch genommen durch 
Geschäfte, die sich auf die Hannoversche Maassregulirung * 2 ) beziehen. 
Für die Wägungen habe ich eine Waage von Bepsold erhalten, die 
er früher für seinen eigenen Gebrauch gleichzeitig mit einer für 
Schumacher verfertigt hat. Der letzteren scheint sie an Vollkommen 
heit etwas nachzustehen, inzwischen denke ich, diesen Unterschied durch 
veränderte Behandlungsart wenigstens ersetzen zu können. Die Versuche 
damit, zuerst um sie in ihren Elementen genau kennen zu lernen, dann 
mir selbst Gewichtsätze abzugleichen, und ein aus Berlin erhaltenes 
pr[eussisches] Pfund mit anderen Exemplaren zu vergleichen, sind aber 
0 Vergi, hierzu auch Brief No. 539 vom 7. Juni 1836 im Briefwechsel Gauss- 
Schumacher. Rrm. 
2 ) Ausführlichere Nachrichten über Gauss’ Beschäftigung mit dem Hannoverschen 
Maass- und Gewichtswesen und besonders auch mit der Theorie der Waage und des 
Wägens giebt der Briefwechsel zwischen Gauss und Schumacher aus den Jahren 
1836—37 und 1839. Siehe auch den folgenden Brief. Krm.
	        
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