Gauss an Olbers. Göttingen, 1887 September 2. (349
Stimmung des Längenunterschiedes zwischen Göttingen und Mannheim
dienen soll. Es werden Signale auf zwei Bergen, Meisner und Feld
berg, gegeben; erstere sind in meiner, letztere in der Mannheimer
Sternwarte sichtbar; beide aber zugleich auf einem Zwischenberge
bei Marburg, w r o Gerling mit einem KESSEL’schen Chronometer beob
achtet. Die Signale sind Pulverzeichen bei Nacht und heliotropische
bei Tage. Das Wetter ist nicht günstig; hier sind zwar bisher schon
ziemlich viele Zeichen von beiderlei Art beobachtet, aber Gerling
hatte nach seinem letzten Briefe noch fast nichts vom Feldberge her
gesehen.
Diese Beobb. tragen noch mit dazu bei, jetzt meine Zeit zu be
engen, so wie vorgestern — gestern ein extramagnetischer Termin, den
ich den PARROT Schen in Nordkap anzustellenden magnetischen Beobb.
zu Gefallen doch veranstaltet habe, obgleich das Beispiel der vorig
jährigen Isländer Beobb. davon hätte abschrecken können, da aus letz
teren gar nichts herausgekommen zu sein scheint. In der Sitzung der
Societät im Jubiläum (19. Sept.) werde ich eine Vorlesung 1 ) halten
über ein neues Mittel für die magnetischen Beobb. Es bezieht sich
auf einen neuen Apparat, der für die (horizontale) Intensität ganz das
selbe leistet, was das Magnetometer für die Dekl., wodurch also die
Aufgabe („Resultate“ S. 12), soweit von dem horizontalen Tlieile der
erdmagnetischen Kraft die Rede ist, erledigt wird. Von einer rohen
Probe der Grundidee finden Sie eine Andeutung in Schumacher’s Jahr
buch 1836 S. 19, woraus freilich nicht zu erkennen ist, in was das
Mittel besteht, sondern nur ein sekundärer Theil von dem, was damit
geschieht. In diesem Sommer habe ich aber den Apparat ordentlich
ausführen lassen, und es sind sogar die beiden letzten Termine (der Haupt
termin vom 29. Juli und der Extratermin vom 31. Aug.) vollständig
damit beobachtet * 2 ), während ebenso vollständig in beiden aucl#im Magn.
Obs. der Verlauf der Dekl. beobachtet ist.
Der horizontale Theil des Erdmagnetismus kann also jetzt so scharf
beobachtet werden, wie die Sterne am Himmel. Aber mit dem verti
kalen Theile wird eine ähnliche Genauigkeit niemals erreicht werden
können; wer die Stelle der Intensitas vis etc. p. 15 3 ) „Ex hoc rem —
reqniratur“ gehörig studirt und beherzigt hat, wird dies leicht von
selbst einsehen; wenn man aber auch nicht die gleiche Genauigkeit wie
bei dem horizontalen Theil erreichen kann, so bin ich doch überzeugt,
9 Vergl. Anmerkung 2, S. 656. Krm.
2 ) Vergl. Resultate aus den Beobb. des magnet. Vereins 1837 VIII, Gauss’ Werke
Bd. V, S. 576—579. Krm.
3 ) S. 91—92 in Bd. V der Werke. Krm.