Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1837 September 26. 
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Fast muss ich besorgen, dass ein früherer Brief x ) von Ihnen nicht 
in meine Hände gekommen, sondern verloren ist. Sie schrieben in 
Ihrem letzten Briefe, Sie hätten zuletzt geschrieben gehabt. Nun habe 
ich aber zwischen Ihren Briefen vom 28. Juni 1836 und 13. Juli 1837 
keinen von Ihnen erhalten, während ich Ihnen entweder im Aug. oder 
Juli 1836 einen Brief schrieb, der gewiss in Ihre Hände gekommen 
ist. Hat also Ihre Erinnerung Sie nicht getäuscht, so ist nothwendig 
ein Brief von Ihnen verloren gegangen. 
. No. 700. Gauss an Olbers. [331 
Göttingen, 1837 September 26. 
Nachdem unsere Jubiläumsfeierlichkeiten — von denen Sie ad 
nauseam usque durch die Zeitungen Kunde bekommen — überstanden 
sind, muss ich Ihnen doch ein Zeichen geben, dass ich noch lebe. 
Wenig hätte in der That gefehlt, so wäre es mir wohl ebenso gegangen 
wie Göschen, der höchstwahrscheinlich als Opfer derselben vorgestern 
gestorben ist. Ein anderer hiesiger Professor, Dissen, war schon ein 
paar Tage früher gestorben, wenn aber bei dem auch das Jubiläum 
etwas mitgewirkt hat, so können es nur die Gemüthserschütterungen 
gewesen sein, da er, seit vielen Jahren auf sein Zimmer beschränkt, 
an den Feierlichkeiten keinen Theil nehmen konnte. 
Ich selbst befand mich schon vorher nicht ganz wohl und war 
entschlossen, an allen Processionen und dem Aufenthalt in Kirche und 
Aula — wobei die ebenso geschmacklose als drückend beschwerliche, 
sogenannte Amtstracht, ein Mönchsmantel, angelegt werden musste — 
gar keinen Theil zu nehmen. Erst am Sonntag früh, wo wir benach 
richtigt wurden, dass nach den Aufzügen, der Predigt pp. Präsentation 
vor dem König Statt haben sollte, entschloss ich mich noch, nicht zu 
rückzubleiben. Allein schon bei der Versammlung in der Bibliothek, 
wo viele 100 Personen in engem Kaum zusammengedrängt waren, be 
fand ich mich in der desoxygenirten Luft herzlich schlecht; dann kam 
die Procession unter dem bleiernen Mantel, dann der Aufenthalt in der 
furchtbar überfüllten Kirche, wo man kaum athmen konnte, und eine 
geistlose Predigt, die gar kein Ende nehmen wollte. Ich war nahe 
daran, in Ohnmacht zu fallen. Dann neue Procession, dann eine Stunde 
im Freien stehend bei der Enthüllung der Statue, dann Präsentation. 
0 Vergi. Anmerkung 1 auf S. 643. Krm.
	        
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