Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1837 Oktober 14. 
wie sehr und allgemein man diesen betrauert. Das Schreiben enthielt 
zugleich eine sehr vortheilhafte Schilderung von Ihrer künftigen 
Schwiegertochter. 
Die mit Ihnen gemeinschaftliche Aufforderung 1 ) des Hrn. v. Hum 
boldt zur Beob. der magnetischen Bewegungen in den 24 Stunden 
vom 13. auf den 14. Nov., um den etwaigen Einfluss der Sternschnuppen 
auf die magnetischen Perturbationen zu untersuchen, hat mich sehr 
erfreut. Ich interessire mich ungemein für alles, was diese Meteore 
betrifft, die immer mehr Anspruch auch auf die Aufmerksamkeit der 
eigentlichen Astronomen zu machen scheinen. Sechs in der Prager 
Versammlung anwesende Astronomen haben sich zu gleichzeitigen Beobb. 
in den bezeichneten Nov.-Tagen verbunden. Die gleichfalls merk 
würdige Epoche vom 10./11. Aug. ist dieses Jahr an vielen Orten be 
obachtet, aber nirgends besser als in Breslau. Von etwa 20 seiner 
Zuhörer unterstützt konnte Boguslawsky den Beobb. dieser Nacht eine 
Einrichtung geben, die in Ansehung der Vollständigkeit und des De 
tails fast nichts zu wünschen übrig lassen. Auch in der Umgegend 
von Breslau hatte er Beobb. veranlasst, worunter sich hoffentlich solche 
korrespondirenden finden werden, dass man die Bahnen der so beob 
achteten Sternschnuppen berechnen kann. Ich denke im Schumacher’- 
schen Jahrbuche' 1 ) eine kurze Uebersicht der August-Beobb. zu geben. 
Mein Schwiegersohn Focke, der sich Ihnen nebst meinem Sohne 
aufs Gehorsamste und Angelegentlichste empfiehlt, hat sich bewogen 
gefunden, seinen Abschied von der Stelle des Postdirektors zu nehmen, 
und will den Rest seiner Tage frei von öffentlichen Geschäften zu 
bringen. 
Zu dem auf eine so ehrenvolle Art erhaltenen Kreuz der Ehren 
legion statte ich Ihnen meinen theilnehmenden Glückwunsch ab. 
Was mich selbst betrifft, so habe ich vor wenigen Tagen mein 
80. Lebensjahr kränkelnd und leidend angetreten. Immer muss ich 
das erste Einheizen mit einer mehr oder weniger heftigen Erkältung, 
die sich durch Flussfieber und mehr oder weniger qualvollem Husten 
und Schnupfen äussert, bezahlen. Diesmal ist es etwas arg gewesen, 
scheint sich aber doch nun allmählich zu bessern. Indessen muss ich 
nun wohl bald eine Abrufung aus dieser Zeitlichkeit erwarten, der ich 
ohne Furcht und ohne Widerwillen entgegensehe. Mein einziger Wunsch 1 2 
1 ) In der Allgemeinen Preussischen Staatszeitung, vergl. Brief No. 25 vom 30. Sept. 
1837 im Briefwechsel Humboldt-Gauss. Krm. 
2 j Astron. Jahrbuch für 1838, Olbers Bd. 1 No. 161, S. 558—566, siehe auch 
den Aufsatz Olbers’ No. 12 über Sternschnuppen in Bd. I, S. 155—174, der in Schu 
macher’s Jahrbuch für 1837 veröffentlicht ist. Krm.
	        
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