Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1887 Oktober 24. 
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Sie würden mich recht sehr verpflichten, wenn Sie mir einmal Ihr 
Urtheil über Mädler’s Censur von Schroeter’s Arbeiten mittheilen 
wollten, die sich nicht bloss auf seine voreiligen Schlüsse, sondern auf 
die Zuverlässigkeit der Beobb. selbst erstreckt. Etwas misstrauisch hin 
ich immer gewesen wegen der angeblichen Nebelgestalt von Ceres und 
Pallas und ihrer enormen Grösse; von beiden habe ich nie eine Spur 
gesehen, sondern bei guter Luft immer nur reine stehende Punkte, 
gar nicht von Fixsternen zu unterscheiden. Auch von der Anse des 
t>rings konnte ich 1803 schlechterdings nicht das sehen, was Schroeter 
sehen wollte. Schroeter hatte wohl ein sehr scharfes Gesicht; aber 
man muss doch dabei die Schärfe eines Presbyten von der Schärfe 
eines Myopen unterscheiden, der in seiner Sehweite vielleicht ebenso 
gut sehen kann. Bisher ist mir noch niemand vorgekommen, der etwas 
gesehen hätte, was mein Auge unter gehöriger Einstellung der optischen 
Mittel nicht auch gesehen hätte. Indessen gebe ich gern zu, dass ich 
1803 noch nicht so viele Uebung im schärfsten Sehen hatte wie später, 
und dass also mir etwas entgehen konnte, was Schroeter sah. 
No. 703. Olbers an Ganss. [371 
Bremen, 1837 Oktober 24. 
Noch immer liegt der Alexander auf der Rhede, und es will noch 
immer kein Ostwind kommen. Die Geduld unserer lieben Reisenden 
wird also auf eine harte Probe gestellt. Möge es sich bald ändern. 
Solche Hindernisse des Absegelns sind im Herbst nicht ungewöhnlich. 
Wir haben sogar 1825 den Fall gehabt, dass Schiffe, die Ende Sept. 1825 
völlig segelfertig waren, erst am 8. Jan. 1826 in See kamen. 
Ich eile Ihnen von dem hier zu verkaufenden Fernrohr die ver 
langte Nachricht zu geben. Es gehört nicht zu dem Nachlass des ver 
ewigten Treviranus, ob es gleich mit dessen Büchern und Instrumenten 
am 20. Nov. verkauft werden wird, sondern zu dem eines gewissen 
Reimers, der vor einigen Jahren plötzlich eine grosse Neigung zur 
Sternkunde fasste, sich allerlei Instrumente und Bücher anschaffte etc., 
der Sache aber auch bald wieder müde wurde. Bei dem Orkan des 
vorigen Jahres wurde der schmächtige Mann, wie er über den Domshof 
gehen wollte, vom Winde mit solcher Gewalt um und gegen einen Pfahl 
geworfen, dass wahrscheinlich etwas am Rückenmark beschädigt wurde, 
und er einige Monate nachher immer kränkelnd und leidend starb. 
Das Fernrohr ist eins von denen, die in Utzschneider’s Katalog 
zu 330 Gulden angesetzt sind, und kam dem verstorbenen Besitzer mit 
Olbers. II, 2. 42
	        
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