Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers au Gauss. Bremen, 1838 Januar 8. 
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wäre für mich die Trennung von meiner geliebten Tochter. Und doch 
weiss ich nicht, ob ich in der jetzigen Lage der Dinge eine dieser 
beiden Rücksichten geltend machen darf, um ihn abzuhalten, in eine 
ehrenvolle und sichere Stellung einzutreten. 
Von meinem jüngsten Sohne habe ich natürlich noch keine Nach 
richt haben können. Bloss in der Börsenhalle las ich vor etwa sechs 
Wochen, dass sein Schiff südlich von Irland gesehen und angesprochen 
sei. Ich bin aber wirklich ungewiss, ob ich Ihnen dies nicht bereits 
gemeldet habe. 
Man hat mir viel von Brieferöffnungen gesprochen. Ich meinerseits 
habe bisher keinen Brief erhalten, der irgend eine verdächtige Spur ge 
zeigt hätte. Freilich hätte auch in Gottes Namen jeder die an mich 
kommenden Briefe lesen mögen. Sie selbst werden beurtheilen können, 
ob der gegenwärtige unverletzt an Sie kommt. 
Möchte ich doch bald einige beruhigende Worte über Ihr Be 
finden erfahren. 
No. 707. Olbers au Gauss. [373 
Bremen, 1838 Januar 8. 
Den innigsten Dank für Ihren lange ersehnten Brief vom 30. Dec. 
d. v. J., der ganz unversehrt in meine Hände gekommen ist. Ich brannte 
vor Ungeduld, irgend etwas Zuverlässiges über die Göttinger Angelegen 
heit, und besonders über Ihre individuelle Lage bei derselben zu er 
fahren; aber ich hielt es für indiskret, Sie früher darum zu bitten, bis 
Sie es selbst räthlicli finden würden, mir etwas darüber mitzutheilen. 
Sie kennen meine warme Anhänglichkeit an die Georgia Augusta, und 
meine herzlichste Theilnahme an allen Schicksalen der Alma Mater, 
eine Anhänglichkeit und Theilnahme, die noch durch meine Liebe und 
Verehrung für mehrere der dort lehrenden grossen Männer, worunter 
Sie aber, mein Theuerster, bei weitem oben an und meinem Herzen am 
nächsten stehen, sehr vergrössert wird. Und so konnte ich einer zu 
verlässigen Nachricht von Ihnen täglich entgegensehen. 
Das hochherzige Benehmen der 7 Göttinger Professoren, die ihrer 
lieberzeugung ihre dortigen Anstellungen und Verbindungen geopfert 
haben, wird auch von mir, wie von allen biederen Deutschen, nach Ver 
dienst gewürdigt. Ob ich aber an ihrer Stelle diese Ueberzeugung 
getheilt haben würde, bleibt mir sehr zweifelhaft. Ich kenne, um 
darüber urtheilen zu können, weder ihre Verpflichtung auf die Ver 
fassung 1833, noch den Inhalt des Reverses, den man jetzt von Ihnen 
forderte, genau genug. Allein der Werth einer Handlung wird nur
	        
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