Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1838 April 5. 
Zeitungsnachrichten, die Sie vielleicht gelesen haben, aus Stuttgart und 
Tübingen waren falsch, insofern Ewald an den Tagen, von welchen 
sie datirt waren, noch keinen Entschluss gefasst, viel weniger erklärt 
hatte. Er hat sich mit blutendem Herzen entschlossen, weil er in den 
Aussichten, hier wieder eingesetzt zu werden, oder vielmehr in Be 
ziehung auf die Art, wie dies geschehen könne, keinen festen Boden 
erkannte. Ich schweige von meinen eigenen Empfindungen. 
Aus verschiedenen Gründen wünsche ich, dass Sie diese Mittheilung 
so lange für sich behalten, bis aus Württemberg eine officielle Anzeige 
bekannt wird, was freilich wohl in den nächsten Tagen zu erwarten ist. 
Die Bittschrift der Universität ist aus dem Kabinet kurzweg ab 
geschlagen. Ich hatte, wie ich Ihnen bereits andeutete, schon erwartet, 
dass auf diesem Wege nichts erreicht werden könne. 
Wegen Weber bin ich noch in Ungewissheit, Vermuthlich kommt 
er morgen von Berlin hierher zurück. Verliere ich auch ihn, so sehe 
ich hier einer trostlosen verlassenen Existenz entgegen. 
Geh. Justizrath Mühlenbruch ist in Hannover sehr gnädig auf ge 
nommen. Er ist zweimal beim König zur Audienz gekommen, und die 
Königin hat ihn mit dem Aufträge beehrt, ein Allerhöchstes Geschenk 
an Blumenbach, bestehend in einem Bergkrystall, zu überbringen. 
Hofrath Bauer erzählte mir diesen Morgen, der König habe dem 
p. Mühlenbruch den Wunsch eröffnet, dass die Universität noch einmal 
wählen möchte, und zwar einen aus ihrer Mitte. Das wäre dann die 
dritte oder gewissermaassen die vierte Wahl. Da die Zeitungen die 
desfallsigen Vorgänge zum Theil unrichtig referirt haben, so mögen Sie 
vielleicht die richtige Erzählung hier lesen. 
Die erste Wahlzusammenkunft hatte kein Resultat, weil wegen zu 
geringer Zahl nicht gewählt werden konnte. 
Bei der zweiten Zusammenkunft, acht Tage später, waren 20 an 
wesende Wähler und 4 abwesende, d. h. eingesandte Stimmzettel. Es 
fielen 11 Stimmen auf mich, während die 13 übrigen sich unter 4 oder 
5 andere Namen klein zersplitterten. Nachdem ich sogleich gebeten 
hatte, mich nicht auf die engere Wahl zu bringen, bei welcher zur 
absoluten Majorität nur 11 Stimmen nötliig waren, weil ich auf keinen 
Fall die Wahl annehmen würde, wurde durch die engere Wahl Planck 
in Celle gewählt. Dieser lehnte ab unter Vorschützung seiner Geschäfte. 
Bei der dritten Versammlung wurde v. Papen gewählt, dessen Ab 
lehnung nebst den (ziemlich treu referirten) Gründen Sie aus den 
Zeitungen kennen werden. 
Ich habe meine erste Rechnung 1 ) über die eigene Bewegung der 
0 Vergl. Brief No. 710 vom 4. März 1838 und die Anmerkung auf S. 668. Krm.
	        
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