Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1838 April 29. 
683 
Das Kuratorium hat den besten Willen, vermag selbst aber wenig. 
Die Art der Wiederbesetzung scheint aber zur Zeit noch in seiner 
Hand zu liegen. In Beziehung auf Weber’s Stelle hat es sie gewisser- 
maassen in die uneinige gelegt. 
Sie haben viel in Zeitungen von zum Tlieil schnöden Refus ge 
lesen, oder sonst wohl gehört. Es mag manches davon wahr sein. 
Aber gewiss ist (die schriftlichen Beweise sind in meinen Händen), dass 
für WEBER’s Stelle schon im Februar drei Subjekte sich angeboten 
hatten; 1 ) einer davon sogar ein Physiker, der einen gewissen Namen 
hat. Letzterer hat den in letzterer Zeit so berühmt gewordenen Pan 
dektenlehrer und Ballgeber zu seinem Fürsprecher gemacht. 
Ich wäre sehr glücklich, wenn ich in diesem schwierigen Ver 
hältnis Ihren Rath haben könnte. Versagen Sie mir ihn nicht, aber 
bald und ganz offen und ohne Rückhalt. 
So viel steht bei mir fest, dass ich hinter Weber’s Rücken auf 
keine Weise instrumental sein darf. Er, mein innigst geliebter Freund, 
ein kindlich reines, treues Gemütli, hat mir schon früher erklärt, dass 
er, selbst nicht wieder eingesetzt, in meiner Nähe bleiben werde, selbst 
Jahre lang. Aber meinem Gefühle nach ginge dies über menschliche 
Kräfte, wenn er in seinem bisherigen Eigenthum (bis jetzt hat er die 
Schlüssel des physikalischen Kabinets) einen Menschen walten sähe, 
der in seinen Augen als ein Niederträchtiger erscheinen müsste. 
Vielleicht ist unter den dreien einer, der ein leidlicher Docent sein 
möchte, ja vielleicht für die Unterhaltung des grossen Haufens der 
Studenten ein besserer als Weber. Aber in Beziehung auf den Götter 
funken Genie ist keiner, der werth wäre, ihm die Schuhriemen aufzu 
machen, keiner der zur Erhaltung und Vermehrung des Glanzes von 
Göttingen in der wissenschaftlichen Höhe von ferne mit ihm zu ver 
gleichen wäre. Unmöglich könnte aber einer davon seinen Platz bei 
mir einnehmen. In der Tliat, unsere Arbeiten waren so in einander 
verwachsen und verflochten, wie nur bei dem allerfreundschaftlichsten 
Verhältnisse möglich ist, und von jenen Subjekten kann ich doch keines 
meine Schwelle überschreiten lassen. 
Wohl verkenne ich nicht, dass es einige Personen giebt, die Weber 
auch in Beziehung auf unsere gemeinschaftlichen Arbeiten, wenn nicht 
ganz, doch einigermaassen ersetzen könnten, einige mehr, andere weniger. 
Ich nenne Ihnen 3 solcher Personen. Steinheil, ein äusserst 
genialer Mensch, Gerling, Genie freilich sehr untergeordnet, aber ein 
tüchtiger, gründlicher, auch an eigenen Ideen nicht unfruchtbarer, i) 
i) Vergl. Brief No. 604 und 606 vom 7. und 9. Jan. 1888 im Briefwechsel 
Gacss-Schumacher. Krm.
	        
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