Olbers an Gauss. Bremen, 1838 Juni 19.
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längerer Zeit nach Bremerhaven zurückgekommen ist, so vergrössert
sich durch Ihr Stillschweigen meine längst gefühlte Unruhe über das
Ausbleiben aller direkten Nachrichten.
Meine älteste Tochter scheint in ihren Erwartungen von Tübingen
sehr getäuscht zu sein, fast in jeder Beziehung, ausser der sehr freund
lichen Aufnahme von den Menschen.
P. S. Wie ich eben höre, ist der Anfang mit einer Wiederbesetzung
der erledigten Plätze gemacht. Ein gewisser Subkonrektor oder Kollabo
rator Avemann in Ihlfeld sei zum Professor der Geschichte an Dahl-
mann’s Stelle ernannt und habe seine Yokation durch den Kanzleidirektor
Leist erhalten. Das U[niversitäts]-K[uratorium] scheint gar nicht ge
fragt zu werden. Relata refero.
No. 721. Olbers an Gauss. [379
Bremen, 1838 Juni 19.
Ich bedauere, Sie so ganz missverstanden zu haben. Sie sehen
daraus, dass Sie Ihrem alten stumpf gewordenen Freunde, der ohnehin
immer kein Oedipus, nur ein Davus war, alles recht deutlich vorbuch-
stabiren müssen, wenn Sie eine bestimmte Antwort von ihm haben
wollen.
Der Streit zwischen Steinheil und Encke ist nicht öffentlich ge
führt, sondern die Verunwilligung hat bei Steinheil’s Anwesenheit in
Berlin stattgefunden, wie Schumacher auch gerade dort war, von dem
Sie das Nähere erfahren können. Schumacher beklagte sich damals
über Encke, dessen Hartnäckigkeit und Eigensinn alle Vermittlung
vereitelt und alle Aussöhnung unmöglich gemacht habe.
Gewiss hätte ich sogleich alles gemeldet, was von Kapt. Mertens
über Ihren Hrn. Sohn zu erfahren sein mag, wenn ich es nur selbst
wüsste. Aber Kapt. Mertens ist seit seiner Ankunft auf der Weser
nur wenige Stunden in Bremen gewesen, um seinen Rhedern und dabei
interessirten Kaufleuten Nachricht von seiner Reise und Ladung zu
geben. Während dieser wenigen Stunden hat ihn der Freund, der mir
versprochen hatte, ihn zu verhören, nicht gesehen. Er ist gleich nach