No. 735.
y. Lindenau an Olbers. 1 )
Gotha, 1821 Juni 23.
Indem ich Ihnen das Juni-Heft der Corr. astr. von Zach mittheile,
schreibe ich zugleich das ab, was mir General Müffling in Bezug auf
Gauss geschrieben hat. In seinem Brief vom 1. Juni, Berlin heisst es:
„Von Gauss habe ich auf meine Anfrage eine recht offene,
„freimüthige Erklärung erhalten, dass er aus Gründen, welche
„Sie genauer kennten, wünschen müsste, Göttingen zu verlassen,
„dass er den Aufenthalt in Berlin jedem anderen vorzöge, aber
„dass eine Verbindung mit der Universität ihm nicht behage, er
„wolle bloss in der Akademie sein. Ich habe mich nun mit
„Altenstein besprochen, und er ist mit mir einverstanden, dass
„Gauss als Académicien berufen wird. Jetzt muss sie noch dem
„Staatskanzler vorgelegt werden (an dessen Einwilligung nicht
„zu zweifeln [ist]), und dann muss die Sache aus den Händen
„des boshaften Teufels des Tralles gehalten werden, der nichts
„davon wissen und erfahren darf, weil er sonst alle Mittel auf-
,.bietet, um sie zu hintertreiben l
l ) Die im Folgenden mitgetheilten Briefe No. 735 bis No. 740 geben mit dem
Briefwechsel Gauss-Olbers aus dieser Zeit ausführliche Nachricht über einen zweiten
Versuch, Gauss für Berlin zu gewinnen. Da auf die meisten der folgenden Briefe
in Olbers Bd. II, 2 Bezug genommen ist, so schien ihr Abdruck schon aus diesem
Grunde hier geboten. Der erste Versuch, Gauss für die neu gegründete Berliner Uni
versität und die Akademie der Wissenschaften zu gewinnen, wurde bereits im Jahre
1810 auf Wilhelm und Alexander von Humboldt’s Veranlassung gemacht (vergl.
Olbers’ Brief v. 10. Apr. 1810 an Gauss und Gauss’ Antwort v. 6. Aug. 1810 in
Olbers Bd. II, 1 S. 449 und 452). Krm.