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Anhang 1.
Es ist zu wichtig für uns, für den Staat, ich darf kühn hinzu-
setzen, für das Wohl der Wissenschaft überhaupt, sicli zu überzeugen,
ob noch irgend eine ferne oder nahe Aussicht sich eröffnen kann, Sie
hier zu sehen. Werfen Sie daher dieses Blatt nicht unwillig bei Seite,
wenn Sie sehen, dass es von jemanden kommt, der kein anderes Beeilt
hat, Ihnen zu schreiben, als vielleicht das tiefe Gefühl, was ihn durch
dringt, der grossen Wirksamkeit, welche Ihre hiesige Anwesenheit
haben könnte, würde und müsste.
Als man vor Jahren 1 ) Sie befragte, ob Sie geneigt sein könnten,
Ihren Aufenthalt hierher zu versetzen, und Sie einer solchen Versetzung
nicht günstig waren, glaubte man Sie so fest an Göttingen gebunden,
dass man nicht leicht das Gelingen eines solchen Ereignisses nur für
möglich gehalten haben würde. Da ward leider fast schon seit zwei
Jahren * 2 ) versichert, so etwas sei doch wohl möglich, und General
Müffling, der behauptete, mit Ihnen in genauen Verbindungen zu
stehen, übernahm es für die hocherfreute Akademie, die dazu nöthigen
Einleitungen zu treffen. Damals hatte die Akademie selbst nicht Mittel
genug in Händen, um dies zu bewirken. Sie musste sich an den Mi
nister wenden, und dieser, von der Wichtigkeit der Sache völlig über
zeugt, versprach alles, was diese Angelegenheit nur befördern könnte,
und versicherte der Akademie, dass er hoffe, mit dem General Müffling
die Sache zu einem glücklichen Ausgang zu bringen. Dem Minister
ist ein Zögern eigen, welches schon viele in Verzweiflung gesetzt hat.
Statt mit beiden Händen zuzugreifen und das Ordnen des Etats bei
so wichtiger Angelegenheit als Nebensache zurückzuschieben, ist dies
dennoch nicht geschehen. Mit vielen unnöthigen Umschweifen ist es
dem Könige vorgetragen worden, der verwundert geantwortet hat:
„Glaubt denn der Minister mich so unwissend, dass ich Gauss nicht
kennen sollte? Wozu solche Vorrede?“
Gott weiss, welche Anträge Ihnen gemacht sind. Die Akademie
weiss davon nichts. — Sie mögen unanständig genug gewesen sein.
Den grössten Tlieil des Jahres abwesend, habe ich keine Kenntniss
vom Verlauf der ganzen Sache gehabt und bereue es jetzt bitter,
meinen Weg von Frankfurt statt auf Gotha, nicht über Göttingen ge
nommen zu haben. Es würde mir vielleicht gelungen sein, Ihnen manche
Verhältnisse zu entwickeln, welche man in der Ferne nicht deutlich
zu erkennen im Stande ist, — Bei meiner Zurückkunft ist das erste
Wort, was ich höre, eine Mittheilung des Ministers an die Akademie,
in welcher Sie alle Anträge jeder Art zurückweisen.
Ü Im Jahre 1821, vergl. Briefe von Gauss an Olbers, vom 8. Juli 1821, No. 424,
S. 118, und vom 5. Dec. 1821, No. 484, S. 144 in diesem Bande. Krm.
2 ) Vergl. Brief von Gauss an Olbers vom 10. März 1823, No. 468, S. 284. Krm.