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Anhang 2.
Sehr wünschenswerth wäre mir nun Flamsteed’s Beob., um deren
gütige Mittheilung ich Sie, theuerster Olbeks, bitten möchte. — Wir
sehen aus dieser merkwürdigen Erscheinung, dass die Wahrscheinlich
keitsrechnung sehr recht hatte, wenn sie schon früher die Doppelsterne
für wirklich doppelt ausgab. Es gelingt uns hoffentlich, die Parallaxe
dieses Sterns und die Bewegung beider um ihren gemeinschaftlichen
Schwerpunkt zu beobachten, und dadurch die Summe der Massen dieser
Sterne zu erfahren. Wollte man es wagen, aus beiden Beobb. die
Umlaufszeit etwa = 700 Jahre und die Masse der Sonnenmasse gleich
zu schätzen, so würde die Parallaxe grösser als 1" herauskommen.
Von Hrn. Staatsrath Klüber habe ich vor ein paar Tagen den
Brief erhalten, den ich Ihrer Güte verdanke. Er schreibt mir, dass
die Sternwarte mit mehreren kleinen Vortheilen dotirt ist, z. E. Brief
porto, Feuerung, Licht, eine Summe zu literarischen Bedürfnissen u. s. w.
und fordert mich auf, den Gehalt, auf welchen ich Anspruch machen
würde, anzuzeigen. Hier war in diesem Winter etwas geschehen,
auch neuerlich eine Summe von 4000 Rthlr. herbeigeschafft; indess
giebt mir alles dieses nicht die gewünschte Garantie, und ich habe
deshalb an das Departement geschrieben und Sicherheit oder meinen
Abschied gefordert; die Antwort, die ich erhalte, theile ich Ihnen
sogleich mit. Ich glaube zwar, dass man mich auf keinen Fall hier
zu verlieren wünscht; allein was die kriegerischen Aussichten für Ein
fluss äussern, lässt sich noch nicht bestimmen. Meine Arbeit über
die BRADLEY Schen Beobb. geht nun ihrem Ende zu, und es würde mich
kränken, dann noch ohne Sternwarte zu sein. Diese Ansicht ist es
immer, von welcher ich ausgehe, und die auch jetzt über mich ent
scheiden wird. Klüber antworte ich nicht eher, ehe das Departement
mich dazu in den Stand setzt; ich hoffe, er wird diesen Aufschub
von etwa 3 Wochen erwartet haben. Mir schlägt das Herz bei der
Hoffnung, Sie theurer Olbers, wiederzusehen!
Vom Institut habe ich noch keine Silbe vernommen und noch viel
weniger die Medaille erhalten. Auch La Place, der mir vor einigen
Posttagen einen sehr höflichen Brief schrieb, erwähnt nichts davon.
Die Quellen, aus welchen ich die Nachricht erhielt, sind zu respektabel,
als dass ich noch zweifeln könnte; allein der lange Aufschub der An
zeige ist mir unerklärlich, zumal da ich weiss, dass Sie Ihre Medaillen
immer ziemlich bald nach der Vertheilung erhielten. La Place, aus
dessen Briefe ich schliesse, dass er unsere Sprache liest, sagt mir viel
Schönes über meine Arbeiten, und versichert mich, dass er immer der
erste sein werde, der ihren Werth anerkennt; obgleich dieses gewiss
nur ein Kompliment ist, welches Ihr berühmter Freund seiner Humanität
sagt, so freut mich doch, zumal in den jetzigen Zeiten, die kleine