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5) aus dem beobachteten grössten Azimuthe eines bekannten
Circumpolarsterns.
Unter diesen Aufgaben ist die letzte für die Anwendung
am wichtigsten. Ist A das beobachtete grösste Azimuth des
Circumpolarsterns, wo nämlich das Azimuth stationär wird, d die
bekannte Deelination des Sterns, so ergiebt das am Sternorte
rechtwinklige Dreieck die Formel zur Bestimmung der Breite <f:
COS d — sill A COS ff
und die Differentialformel in Beziehung auf A und ff, nämlich
d^ == cotg A cotg i/-. d A
zeigt, wie ein Beobachtungsfehler dA in diesem Falle nur einen
geringeren Fehler d <f in dem Resultate der Breite hervor
bringen kann, wenn A nicht kleiner als 90 — <f ist.
Beispiel. Von Prof. Böhm wurde am 20. Mai 1850 zur
Polhöhenbestimmung von Innsbruck das östliche und westliche
Azimuth des Sternes ?? Ursae maj. beobachtet, indem der Azi-
muthalkreis in der ersten Stellung 140° 58' 11",6 und in der
zweiten 4" 47' 59", 1 zeigte. Aus dem halben Unterschiede beider
Ablesungen ergiebt sich A == 71° 5' 6",2 und mit der Deelination
des Sterns =• 50° 3' 55",G wurde hiernach die Polhöhe =■ 47°
16' 9",4.*)
§ 26. Breitenbestimmung durch combinirte Höhen-
und Zeitmessungen.
Erster Fall.
Es sei eine Höhe h nebst dem Stundenwinkel t, wie auch
die Deelination d eines Gestirns gegeben, so ergiebt sich die
Breite f/- zunächst aus den Formeln:
cos t cotg d — tg x, cos x sin h — sin d cos y, x bj_~ y — 90 — ff.
Das doppelte Zeichen giebt die beiden möglichen Auf
lösungen dieser insofern unbestimmten Aufgabe, als es sich dabei
um die Berechnung eines Dreiecks aus zwei Seiten und einem
Methode, geogr. Breite und Azimut zugleich aus blossen Azimut-Beob
achtungen der Circuinpolarsterne ohne Kenntniss und Hülle der Zeit auf das Ge
naueste zu linden, von Prof. Pr. Böhm. Prag 1855.